Trotz einer eher unruhigen Nacht habe ich ein paar Stunden Schlaf abbekommen. Es regnet leicht und meine Motivation aufzustehen, ist nicht besonders groß. Mein Körper ist müde und ich raffe mich erstmal auf, um vor dem Zelt Wasser für Kaffee zu kochen. Im Schneckentempo packe ich meine Sachen und um 09:00Uhr hört es endlich auf zu regnen. Ich packe das nasse Zelt ein und nach einem netten Gespräch mit den Campingplatzbesitzern mache ich mich auf den Weg.
Dort wo die Hüftgurte sitzen, schmerzt es leicht, sonst bin ich aber erstaunt wie fit ich bin.
Der Wald hat etwas mystisches, leichter Dunst steigt über dem Boden auf.
An einem Parkplatz begegne ich einer Frau, die mich vor einem umgestürzten Baum warnt.

Zwei Minuten später stehe ich vor einer großen Birke, die mitten auf dem Weg liegt. Der Boden um die Wurzel steht gute 3 Meter in die Höhe.
Anstatt über die Baumkrone mit all ihren Ästen zu klettern, wähle ich den Stamm aus. Auf einem Ast steige ich auf und sitze nun wie der Baron von Münchhausen auf seiner Kanone. Einen der Wanderstöcke schmeiße ich zu Boden und über den anderen steige ich auf der anderen Seite vorsichtig ab. Mit Rucksack zu springen wäre nämlich keine gute Idee. Die Aktion ging schneller als gedacht, jedoch ist meine brandneue Leggins nun dreckig und nass. Naja, sie wird schon wieder trocken.

Heute erwarten mich mehrere Sehenswürdigkeiten auf der Route. Die Erste ist das Herrmansdenkmal. Die letzten 2 Kilometer ziehen sich dorthin wie Kaugummi, bis mir auffällt, dass ich scheinbar eine Abzweigung vom Weg genommen habe und sicherlich 2 Kilometer zusätzlich gelaufen bin.
Oben bestaune ich das riesengroße Denkmal. Es ist bereits 12:30Uhr und es warten noch einige Kilometer auf mich.
Der Weg zu den Externsteinen zieht sich. Der Himmel ist heute sehr zugezogen und es ist deutlich kühler als gestern. Ich bekomme immer mal wieder ein paar Regentropfen ab, werde aber sonst verschont.

An dem so sonst überfüllten Touristenziel ist kaum etwas los. Die Wegführung verläuft durch die riesigen Steinformationen hindurch und kurz danach mache ich auf einer Holzliege eine Pause.
Der Tag zieht sich sehr, da der Name Herrmanshöhen dem Weg heute alle Ehre macht. Es geht immer wieder hoch und runter und beansprucht meinen Körper sehr.
Wild-Himbeeren am Wegesrand halten mich immer wieder auf, den kleine süßen Versuchungen kann ich schlecht wiederstehen.

Der letzte steile Anstieg zum Preußischen Velmerstot hat es in sich. Ich kämpfe mich stöhnend nach oben. Hier steht der schöne Eggetum und ich bin erstaunt, dass hier nicht eine Menschenseele ist.
Ich steige die Treppen herauf und lasse mich auf den Boden sinken und genieße die wunderschöne 360° Aussicht. Bis in meine Heimat zum Köterberg kann ich sehen und sogar auch wo ich herkam, in Miniformat ist das Herrmansdenkmal zu entdecken. Wow.

Über eine große Wiese geht es weiter, ich habe neue Motivation geschöpft und lege einen Schritt zu.

Bis nach Kempen will es der Weg nochmal wissen, der zum Teil zugewachen Pfad sieht zwar toll aus, aber sich durch meterhohen Farn durch zu kämpfen ist mir heute zu viel. Ich wechsele auf die unbefahrenen Straße daneben.
Das kleine Dorf riecht nach Bauernhof und ist sehr idyllisch gelegen. Ein schöner kleiner Campingplatz ist für heute mein Ziel, welches ich nach ca. 28 Kilometern um 18:40 Uhr endlich erreiche.

Ich breite mein klitschnasses Zelt erstmal aus und gehe währenddessen duschen.
Die Sonne ist für den Abend nochmal rausgekommen und ich geniesse die warmen Sonnenstrahlen,während ich mir Essen koche.
Um 22:00 Uhr schließe ich die Augen und kurze Zeit später falle ich sehr müde in einen tiefen Schlaf.