Letzte Nacht habe ich kaum ein Auge zugemacht, vollkommen übermüdet klettere ich am Morgen aus meinem klitschnassen Zelt. In Ruhe packe ich alles ein.

Rudi, Eric und ich laufen gemeinsam auf unser heutiges Etappenziel zu. Lange habe ich darauf gewartet an die Grenze zu Spanien zu kommen und heute ist es soweit.

Um 8:50 Uhr starten wir in diesen schönen Tag. Der Nebel hängt zum Teil in den Tälern und die Landschaft sieht aus wie gemalt.
In Ostabat ist Eric ein paar Meter voraus, während ich mich mit Rudi unterhalte. Plötzlich kommt ein Hund von hinten angeschlichen und bellt uns hinterhältig an. Wir erschrecken uns tierisch über das aggressive Tier. Wir brüllen den Hund an, aber er bleibt für einige Sekunden sehr hartnäckig vor uns. Eric kommt von hinten mit erhobenen Armen angesprintet und rennt dem Vierbeiner entgegen. Dieser dreht sich um und macht sich aus dem Staub. Eric unterschrockene Art aufdringlichen Tieren entgegen zutreten, ist immer wieder erstaunlich.
In Ort selbst machen wir eine Pause vor einer Bäckerei. Ein paar Katzenbabies sonnen sich einige Meter von uns.
Die Berge um uns herum werden immer höher. Die Sonne brutzelt uns und viel Schatten bietet sich uns nicht. Die Route führt uns durch eine Schafswiese.
Immer wieder sehen wir Esel und Schafe, aber eher weniger Kühe. In Gamarthe steht unsere Mittagspause an. Wir breiten unsere Zelte aus, die vom Morgentau noch sehr nass sind. Meins braucht trotz der Sonne sehr lange zum Trocknen und Eric hilft mir es für ein paar Minuten in Wind zu halten.

Wir treffen auf die Französin Michael, der wir die letzten Tage immer wieder begegnet sind. Zu viert geht es für uns weiter.
Obwohl heute nur 26 Kilometer anstehen, sind wir nicht gut in der Zeit. Die letzten Tage und wahrscheinlich sogar Wochen waren sehr anstrengend. Während Michael und Eric sich unterhalten, lenken Rudi und ich uns mit Musik ab.
Wir kommen immer näher an ein weiteres wichtiges Zwischenziel und dann sind wir am späten Nachmittag endlich in Saint-Jean-Pied-de-Port. Dort wo 2014 meine erste Pilgerreise begann. Dort wo alles anfing, das Jahr in dem sich alles für mich änderte.

Wir checken in die rustikal eingerichtete Unterkunft ein und machen uns auf den Weg zum Supermarkt. Passend zum Sonnenuntergang sind wir nochmal draussen und geniessen den Blick auf die Berge.

Morgen steht ein wohlverdienter Pausentag an. Es gibt einiges zu klären und zu erledigen.