Ausgeschlafen trete ich aus der Tür des Hotels und die Kälte verursacht direkt eine Gänsehaut. Innerhalb weniger Tage ist der Herbst eingekehrt und hat die Temperatur um über 10°C tagsüber sinken lassen. Einen Blick werfe ich noch in die Kirche, dessen morgendliche Stille beruhigend wirkt. Eine weitere kleine Kirche befindet sich weiter bergauf. Der Ort Vaucouleurs ist geprägt durch Jeanne D’Arc.
Es finden sich keinerlei Wegführer, ich weiß aber, dass sich der Weg teilweise mit dem Wanderweg GR407 überschneidet und so folge ich diesem. Der Wind pfeifft ganz schön und nimmt auch immer weiter zu. Zwischendurch fängt es immer mal wieder an zu regnen.

Gute 30 Minuten vor dem Etappenziel zieht ein starker Schauer über mich und es gibt keinerlei Möglichkeiten Schutz zu suchen. Der kleine Sturm bringt prasselnden Regen und Hagel über mich und lassen meine Schuhe innerhalb kürzester Zeit durchweichen. Meine Hände fühle ich immer weniger und durch meinen Regenponcho habe ich mehr Angriffsfläche was den Wind betrifft. Kämpfend schaffe ich es nach 19 Kilometern nach Gondrecourt-le-Château.

Wiederholt habe ich von einer Unterkunft weder eine E-Mail zurück erhalten, noch kann ich sie telefonisch erreichen. Was bleibt mir also anderes übrig, als persönlich vorbei zu laufen?
Zögerlich drücke ich auf die Klingel – nichts passiert. Ich will gerade wieder gehen, da ruft mir eine Frau aus dem Fenster zu und schließt dieses direkt wieder. Sicherlich drei Minuten stehe ich vorm Haus und bin mir unsicher, ob mir jemand öffnen wird. Da schwingt die Tür auf und die alte Dame bittet mich herein. Die Kommunikation ist eine Katastrophe, irgendwie verstehe ich im Ansatz was sie mir auf französisch sagen will. Sie hat ein freies Zimmer für mich.
Der Preis ist für das urige Gästezimmer vollkommen übertrieben, aber eine andere Wahl habe ich nicht wirklich.
Langsam wärmen sich meine Hände wieder auf. Das Gefühl und die Feinmotorik kehrt zurück. Die Heizung funktioniert und dort verbringe ich die Zeit am Fensterbrett bis es aufhört zu regnen. Schnell begebe ich mich in den lokalen Supermarkt und kaufe großzügig ein, da ich genug für die morgige lange Etappe brauche.

Die Unterkunft und ihre Besitzerin sind wirklich eigenartig und so bin ich froh, nur für eine Nacht hier zu sein.