Dienstag, 12.09.2017
Der Dienstagmorgen zeigt sich von seiner schönen Seite, die Sonne strahlt schon am frühen Morgen und nur wenige Wolken zeigen sich am blauen Himmel auf. Ich bin um 09:40 Uhr mit Chloe verabredet. Sie ist meine Arbeitskollegin, kommt aus den USA und studiert hier in Wellington. Ihr verrückte Lebensart bringt mich immer wieder zum Lachen und ich habe sie gern um mich herum.
Ich treffe Chloe am Queens Wharf und wir kaufen zwei Tickets für die Fähre. Für uns gehts es heute zur Matiu (oder auch Somes) Island. Die kleine Insel befindet sich in der nördlichen Hälfte des Hafens von Wellington.
Auf dem Boot entscheiden wir uns bei dem tollen Wetter aufs offene Deck zu setzen und nach wenigen Minuten nimmt die Fähre Fahrtwind auf. Wir blicken zurück auf den wunderschönen Hafen der Hauptstadt Neuseelands und es bietet sich ein grandioser Ausblick auf die Skyline.

Auf der linken Seite ist der industrielle Part des Hafens zu sehen und auf der rechten Seite geht es vorbei am Oriental Bay, der Ortsteil in dem ich lebe und sich auch unser Arbeitsplatz befindet.
Es ist wundervoll einen Perspektivwechsel auf die Stadt zu haben und ich genieße den Fahrtwind.
Nach 20 Minuten erreichen wir die kleine Anlegestelle der Insel und nur eine handvoll Leute steigen mit uns aus. In einer kleinen Hütte bekommen wir eine kurze Einweisung wie wir uns zu verhalten haben. Außerdem ist es notwendig unsere Rucksäcke zu checken und unsere Schuhsohlen zu säubern.
Chloe und ich laufen danach einfach drauf los. Alles ist beschildert und schnell stellen wir fest, dass die Zeiten hinter den Kilometerangaben deutlich übertrieben sind. Wir erreichen ein kleines Besucherhaus mit einer Art Museum, die einige tote Insekten und Knochen von verstorbenen Tierarten der Insel zeigt.
Von Beginn an sind wir begeistert von diesem Ort. Er strahlt eine unglaubliche Ruhe und Friedlichkeit aus. Erholung für die Seele. Durchatmen und genießen.
So schlendern wir die kleinen Wege entlang, durch die scheinbar tropischen Wäldchen. Vögel fliegen umher und einige grüne Papageien bringen meine Augen zum Leuchten.
Die Aussicht auf Wellington ist wunderschön. Der blaue Ozean und der nur leicht bewölkte Himmel lassen frühlingshafte Gefühle aufkommen. Die Sonne strahlt eine angenehme Wärme aus und es ist erstaunlich windstill.
Der Weg führt uns zu einem furchtbar goldigem Leuchtturm, der so klein und süß erscheint, dass er fast als ein Souvenir durchgehen könnte. Aber nur fast. 😉

Ein Weg führt uns weiter zu der „Spitze“ der Insel, die gerade mal 74 Meter bemisst. Oben angekommen erwartet uns eine offene Weide mit ein paar Schafen und wir entspannen auf einem Baum und unterhalten uns.

Der Pfad führt uns weiter und die grüne Landschaft und die Aussicht auf die steilen Küstenabschnitte mit brütenden Möwen lassen unsere Stimmung immer weiter steigen.
Wir erreichen die Anlegestelle und setzen uns an den steinigen Strandabschnitt und sammeln Muscheln, hübsche Steine und Seeglas zusammen. Schnell reiht sich eine süße Sammlung an und wir erfreuen uns an jedem noch so winzigem Fund wie Kinder und zeigen dem anderen stolz was wir gefunden haben. Dass Chloe dieselbe Euphorie für diese Kleinigkeiten in sich trägt, erfreut mich umso mehr.

Wir schlendern ein wenig weiter am kurzen Strandabschnitt und stoßen auf weitere Vögel. Ein gut erhaltenes Skelett eines Fisches lässt uns kurz stocken. Ich bin faziniert von dem toten Lebewesen und fühle mich kurz komisch ein Foto von diesem zu machen. Bis mir auffällt, das jeden Tag unzählige Bilder von toten Lebewesen in Form von Essen geknipst werden und auf sozialen Medien stolz präsentiert werden. Der Gedanke begleitet mich noch länger und ich begreife dieses bizarre menschliche Verhalten nicht wirklch.
Wir haben noch gut 20 Minuten Zeit bis die Fähre zurück kommt und so beschließen wir einen weiteren Weg zu erkunden. Wir vergessen die Zeit und als ich Chloe frage, wie spät es sei, bemerken wir das uns gerade mal 7 Minuten Zeit bleiben, um die Fähre zu erwischen. Das Schild zeigt uns 40 Minuten zum Hafen an, jedoch „nur“ 950 Meter. Laut lachend sprinten wir los. Meine Ausdauer ist momentan nicht die beste und fast schon keuchend renne ich meiner Freundin hinterher. Die Minuten ziehen sich, meine Beine werden schwerer. Wir erreichen gerade so den Hafen, die Fähre ist kurz davor anzulegen. Lachend und aus der Puste nehmen wir auf dem Deck Platz. Wir kommen nicht darüber hinweg wie furchtbar typisch diese Situation für uns ist.
Um 12:40 geht es wieder zurück zum Festland, der Himmel zieht sich langsam zu und hungrig steigen wir nach 20 Minuten wieder aus. Wir laufen an der Wasserfront entlang, und schlendern Richtung Coenes, um einen Happen zu essen. Als wir in unseren geliebten Arbeitsplatz reinkommen, sind wir irritert, als Matthias (der Koch) uns begrüßt und anscheinend als Kellner aushilft, da es unerwartet voll ist. Wir müssen nicht lange überlegen und springen hinter die Bar, um das Chaos in den Griff zu kriegen. Gute 40 Minuten helfen wir aus und bekommen dafür unser Mittagessen umsonst.
Den Abend verbringe ich dann tatsächlich mit meinem Laptop auf der Arbeit, um im Notfall einspringen zu können.
Insgesamt war der kleine Tagesausflug einfach nur fantastisch und hat sich wahrhaftig wie ein Kurzurlaub angefühlt.
