Tag 12 und die unerwartete Geste

Nach dem Frühstück hatte ich eine wundervolle Begegnung mit der Pensionsbesitzerin.
Dazu muss ich aber etwas ausholen… Vor wenigen Tagen hatte ich ein Zimmer mit Frühstück bei ihr reserviert und gestern rief sie mich an und teilte mir mit, dass es zu einer Überbuchung gekommen sei. Ich fragte sie nach einem Garten und wir einigten uns darauf, dass ich einfach mein Zelt dort aufschlagen würde.
Gestern Abend ergab sich aber doch ein freies Zimmer und für dieses wollte ich natürlich nach dem Frühstück bezahlen.
Die Frau sagte:“Fünf Euro für das Frühstück“. Ich stutzte und sah sie verwirrt an. Da verschwand ihre ernste Miene und mit einem Grinsen antwortete sie: „Ich wollte schon immer mal einen Pilger vom Jakobsweg hier haben.“ Auch mein Trinkgeld wollte sie nicht. So bezahlte ich damit, daß ich ihr alle Fragen beantwortete, die sie wissen wollte und bedankte mich mehrfach.

Das Pensionszimmer


Um 9:15 Uhr verlasse ich die Unterkunft gut gelaunt.
Aus Wehrda direkt führt der Weg in einen schönen Waldabschnitt nach Marburg rein.
Vor der Elisabethkirche bleibe ich stehen und höre das Orgelspiel. Es ist 10:10 Uhr an einem Sonntag, die Messe hat gerade begonnen. Sehr gerne hätte ich mir hier einen Stempel geholt, da Marburg früher als
Pilgerort bekannt war.

Die Elisabethkirche in Marburg

In Marburg war ich früher öfter mal, die Straßen kommen mir bekannt vor. Die Absurdität, das ich hier hergelaufen bin, spuckt in meinen Kopf.

Auf dem Lahnradweg führt die Route mich aus Marburg. Viele Leute sind hier zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs.

Nach 3,5 Stunden mache ich die erste Pause an einem kleinen Teich, wo ich einen kleinen Frosch entdecke.

Süßer kleiner Frosch

Die „letzten“ 20 km der Etappe sind einerseits sehr gut zu laufen, da das Lahntal sehr flach ist. Allerdings verläuft der Jakobsweg auf dem Lahnradweg und der geteerte Untergrund mag für Fahrräder toll sein, aber meine Füße haben hier keinen Spaß. Oft kann ich auf Wiesen ausweichen oder nehme den Feldweg, der parallel verläuft.
Irgendwann sehe ich die erste Jakobsweg Wegesmarkierung zwischen Marburg und Giessen.

Der blaue Sticker mit der gelben „Muschel“ ist die erste Wegmarkierung

Für eine zweite Pause setze ich mich irgendwann einfach ins Gras einer Wiese. Mehr Pausen mache ich heute auch nicht. Das ist wirklich erstaunlich auf 28 km. Aber meine Motivation ist heute sehr hoch und die flache Strecke läßt sich einfach gut weglaufen.

Die Lahn

Um 17:00 Uhr erreiche ich kurz vor Lollar den Campingplatz direkt an der Lahn gelegen.

Meine Gasflasche für den Kocher ist fast leer und so laufe ich nach einer Dusche zu einem Imbiss. Die 1,5 Kilometer fühlen sich unwahrscheinlich lang an. Mein Körper beschwert sich über die zusätzlichen Schritte.
Der Imbiss macht einen komische Eindruck, aber bei Hunger und Müdigkeit macht sich Gleichgültigkeit breit.
Das Essen ist wirklich katastrophal, jedoch lässt es sich mit vollem Magen besser schlafen und sehr früh kuschel ich mich in meinen Schlafsack.

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