Tag 88 und das Bauchgefühl

Es hat bis in den späten Avend noch geregnet, aber nicht mehr in der Nacht. Viele kleine Nacktschnecken sind an meinem Zelt und hinterlassen Schleimspuren. Um 8 Uhr packe ich meine Sachen zusammen, alles fühlt sich klamm an. Die Fußballspieler scheinen uns das Wasser abgedreht zu haben, denn der Wasserhahn zeigt keine Reaktion.

Um 9 Uhr breche ich mit Eric auf . Wir sind beide müde und unterhalten uns nur wenig. Erst folgen wir dem Weg an der Landstraße entlang, kurz darauf geht es in den Wald über. Ein freilaufender Hund bellt uns mal wieder an, mehrfach kommt er in unsere Richtung und wir müssen laut werden, damit er fortbleibt.

Nach einem kurzen Anstieg machen wir eine kleine Pause und frühstücken.

Auch nach Moissac ist es nicht mehr weit. Die Stadt ist größer als die meisten auf dem Weg und gut zwei Kilometer folgen wir der Hauptstraße ins Zentrum. Der erste Stopp ist bei der Touristeninformation, und endlich kann ich den gewünschten Pilgerführer erwerben. In einem Café teilen wir uns einen Mandel- und einen Apfelkuchen und rufen Unterkünfte für die Nacht an.

Mit Kuchen lässt es sich besser planen

Zum Glück sitzen wir unter einer großen Markise, denn schnell fängt es an zu schütten. Als der Regen leicht nachlässt ziehen wir unsere Ponchos über und wagen uns an die letzten 10 Kilometer.

Moissac mag eine schöne Alstadt haben, aber sonst ist es kein Ort, der mir sonderlich gefällt.

Fluss Garonne (kurz vor einer Stauung)

Bis zu unserem Etappenende folgen wir dem Kanal Garonne, der zu unserer rechten Seite fließt. Links zeigt sich immer wieder der passende Fluss dazu. Die Uferpromenade ist von riesigen Bäumen (erst Eichen und später Platanen) gezeichnet, welche uns gut vor dem Regen schützen.

Eric am Kanal Garonne

In Malause verlassen wir den Jakobsweg und finden in der Ortsmitte die Bar, die eine Pilgerunterkunft anbietet. Der Wirt spielt gerade mit seinen Freunden eine Partie Poker und begrüßt uns barsch. Wir sollen erstmal was zu trinken bestellen, bevor wir in die Unterkunft können. Er serviert uns eine Limonade und ein Bier und kehrt zu seinen Freunden an den Tisch zurück. Wir fühlen uns absolut nicht wohl und wir reden leise, um weiteres Vorgehen zu besprechen. Eric geht aus der Bar, um zu telefonieren. Nach einigen Minuten frage ich mich, wo er ist. Der Besitzer zeigt zwei anderen Pilgern die Schlafräume und fragt, ob wir mitkommen. Ich sage, dass Eric gleich wiederkommt und er reagiert genervt.
Ich schaue auf die Straße und kann meinen Pilgerfreund erst nicht entdecken. Zwei Häuser weiter kommt er aus einem Haus raus und winkt mir zu. Der Wirt ist noch nicht zurück und wir hinterlassen einfach Geld auf dem Tresen, nehmen unsere Sachen und verlassen den unfreundlichen Ort.

Eine ältere liebe Dame bietet ebenfalls eine Unterkunft an, diese ist aber nicht offiziel gelistet, da sie das Haus ihrer Eltern eigentlich verkaufen will. So haben wir ein ganzes Haus für uns und das für 26 Euro pro Person – wir können unser Glück nicht fassen. Wir sind sehr froh auf unser Bauchgefühl gehört zu haben und der richtigen Person das Geld zukommen zu lassen.

Im Garten hängen wir unsere nassen Zelte auf, geniessen eine heiße Dusche und gehen im Lebensmittelladen einkaufen. Eric schickt mich aus der Küche heraus, da er lieber alleine kochen mag.

Es gibt Nudeln mit Gemüse und Eiern. Die einfachen, aber frischen Zutaten schmecken absolut lecker. Ich übernehme den Abwasch und Eric verkriecht sich ins Bett. Ich mache mir noch einen Tee, auch für mich geht es früh schlafen. 

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