Der Pausentag in Cahors war wirklich wunderbar. In dem Apartment habe ich mich sehr wohl gefühlt.
Um 7 Uhr stehe ich am heutigen Donnerstag auf und nutze die Küche nochmal, um mir Rührei zu machen.
Um 9 Uhr kommt eine Frau, der ich die Schlüssel übergebe.

Motiviert starte ich in den Wandertag. Durch die Stadt hindurch verlasse ich Cahors über die bekannte Brücke Valentré. Am mittleren Turm ist oben eine steinerne Satansfigur angebracht. Es gibt die Legende, dass der Teufel bei der Fertigstellung geholfen hat.

Anschließend führt eine alte Steintreppe einige Höhenmeter hoch, womit ich direkt am Anfang der Etappe ins Schwitzen komme. Die Ausblicke zurück über die Stadt und die Brücke sind einfach toll. Die Sonne scheint mal wieder, nur ein kalter Wind erinnert an den Herbstanfang.

Bald ist Cahors nicht mehr zu sehen und ich lasse den Ort mit jedem Schritt weiter hinter mir.
Ich überquere mehrfach eine Bundesstraße und in einem winzigen Dorf stehe ich mal wieder vor der Frage, wo der Weg langführt, denn App und Markierungen passen gar nicht zusammen.
In einem Wald zieht es ordentlich an und über eine Schotterstraße setze ich langsam einen Schritt nach dem anderen voran.

In Labastide-Marnhac setze ich mich für eine Rast unter einen Baum. Die kühlen Böen treiben mich allerdings schnell weiter. An hügeligen Wiesen vorbei vergeht die Zeit langsam. Ich habe Glück, dass die meiste Zeit Bäume am Wegesrand stehen und mir Schatten spenden.
Der Untergrund besteht hauptsächlich aus Asphalt und Schotterwegen und lässt meine Füße schmerzen.
In Lascabanes setze ich mich an einen Picknicktisch, ein alter Dackel kommt vorbei und mag gestreichelt werden. Sein Fell ist ganz zerstrubbelt und er erinnert mich an einen übergroßen Igel.

Gegenüber meines Rastplatzes ist eine Unterkunft und ein bekanntes Gesicht tritt heraus. Die Kanadierin, mit der ich mich vor ein paar Tagen unterhalten habe, begrüßt mich. Als sie wieder weg ist, fällt mir auf, dass ich immer noch nicht ihren Namen weiß. Kurz darauf kommt ein weiterer Pilger aus der selben Tür. Sein Name ist Marc und der Franzose erinnert sich an mich, da wir vor genau zwei Wochen in der selben Pilgerherberge bei William in Saint-Privat-d’Allier waren. Ich kann mich nur dunkel an ihn erinnern.
Die letzten neun Kilometer ziehen sich stark. Hauptsächlich laufe ich in der heißen Nachmittagssonne. Zwischendurch komme ich immer wieder an alten schönen Steinhütten vorbei. Diese wurden früher von Scharfhirten genutzt.

In Montcuq angekommen, versuche ich zuerst mein Glück in der Touristeninformation, aber auch hier ist der Pilgerführer ausverkauft. Im kleinen Supermarkt kaufe ich mein Abendessen ein und laufe ausserhalb vom Ort zu einer Unterkunft, die auch Zelten im Garten anbietet. Um 18:30 Uhr werde ich nach 35 Kilometern sehr freundlich empfangen.
Das Zelt steht fix und nach einer Dusche, koche ich in einer kleinen Küche für Pilger mein Essen. Ich darf mich zu den anderen gesellen, die alle von den Besitzern bekocht wurden. Das Ehepaar ist wirklich sehr freundlich und ich bekomme sogar Suppe und eine Kugel Eis. Beim Bezahlen für die Nacht nehmen sie kein Trinkgeld an. Allerdings gibt es einen Selbstbedienungs-Kühlschrank auf Vertrauensbasis und dort werfe ich im Austauch gegen eine Cola eine großzügige „Spende“ ein.
Außer mir zeltet nur eine andere Person. Dem Franzosen Eric bin ich über den Tag immer wieder begegnet.
Der lange Tag liegt mir in den Knochen und müde verkrieche ich mich in mein Zelt. Beim Schließen der Reißverschlusses werfe ich einen Blick zum Sternenhimmel und sehe eine Sternschnuppe… Augen zu und ganz fest an meinen momentan größten Wunsch denken ….