Mit 4°C war die Temperatur in der Nacht doch ziemlich kalt. Ich habe heute nur eine kurze Etappe vor mir und in aller Ruhe erledige ich dies und jenes am Handy, während ich frühstücke.

Erst gegen 10:30 Uhr breche ich auf, schnell bin ich am Fluss Lot. Es ist wieder ein ruhiger Morgen und das Wasser ist ganz still.

Kurz darauf geht es für die nächsten Kilometer bergauf. Durch eine kleine Ortschaft hindurch, die für längere Zeit die einzige bleibt.
Die Wege sind oft durch schöne alte mit Moos bewachsene Mauern begrenzt.
In einem Wald setze ich mich auf weiches Gras und nach einiger Zeit kommt der Schweizer Hans dazu. Er telefoniert, um sich eine Unterkunft für die Nacht zu reservieren. Als diese ein weiteres Bett frei hat, fragt er, ob ich auch dort übernachten mag. Damit wäre die Etappe sehr kurz, aber in einem warmen Bett zu schlafen, klingt verlockend, also sage ich zu.
Ich laufe alleine weiter, Hans ist nach einem Unfall letztes Jahr nicht so schnell unterwegs und muss öfter mal anhalten.

Seitdem mir Marion und Rich von dem Beginn der Feigensaison erzählt haben, halte ich den ganzen Tag die Augen auf. Ich habe zwar einen guten Blick für die Bäume entwickelt, aber habe heute noch kein Glück reife Früchte zu finden.

An einer offenen Wiese (die meisten sind komplett eingezäunt) breite ich mein Zelt zum Trocknen aus und warte auf Hans. Mit diesem laufe ich den letzten Rest zur Unterkunft. In einem winzigen Dorf werden wir um 16 Uhr begrüßt. Die Besitzerin stellt uns kaltes Wasser auf den Tisch und eine Schüssel mit… Feigen aus dem eigenem Garten. Glücklich greife ich nach meiner neuen Lieblingsfrucht.

Anschließend zeigt man uns unter dem Dach die Pilgerzimmer. Diese sind schön ausgebaut und eher minimalistisch dekoriert. Es gibt zu meiner Freude Einzel- und keine Etagenbetten.

Um 19 Uhr gibt es Abendessen, wir sind insgesamt zehn Leute. Ich unterhalte mich mit Hans und dem Österreicher Josef auf deutsch, da die anderen Gespräche auf französisch statt finden.
Zur Vorspeise gibt es eine Tomaten-Gerstensuppe, als Hauptspeise Linsendaal mit Reis und einen Apfel-Feigenkuchen als Nachspeise.
Danach kriegen wir noch Stempel und bezahlen schonmal, bevor wird alle in unsere Betten verschwinden. Ich hoffe sehr, dass ich einigermaßen gut schlafen kann, aber ich habe eine unschöne Vorahnung.