Tag 57 und das Überqueren einer Kuhwiese

Meine Zeltnachbarn wecken mich um 6 Uhr morgens, da sie ihre Autos 30 Minuten vor dem Losfahren schon starten. Quengelig stehe ich auf und um 8:10 Uhr laufe ich zum Bäcker im Ort, um dort ein kleines Frühstück zu kaufen.

Es dauert ungefähr eine halbe Stunde bis ich zurück auf dem Jakobsweg bin. Auf einer geschotterten Waldstraße zieht die Steigung auf einigen Kilometern an. Ich komme schnell aus der Puste.

Steil bergauf

Oben angekommen stehe ich vor einem Gatter, die Route führt über eine riesige Kuhweide. Langsam und vorsichtig gehe ich die ersten Schritte, die Tiere sind alle sehr weit weg und selbstbewusster schreite ich voran und geniesse die Aussicht ins Tal.

Aussicht auf der Kuhweide

Der schmale Pfad führt geradeaus und biegt zum Schluss auf einen Feldweg ab. Auf diesen will ich gerade laufen, da höre ich ganz in der Nähe eine Kuh muhen. Einige Tiere kommen direkt in meine Richtung, ich trete ein paar Schritte zurück und drücke mich in einen stacheligen Busch. Gut zehn Vierbeiner überqueren den Feldweg und verschwinden langsam zwischen den Büschen. Gerade will ich weiter, da kommen die nächsten Kühe angerannt, also wieder zurück in mein „Versteck“. Dasselbe passiert noch einmal und beim letzten Schwung schlägt mein Herz noch lauter, denn viele Kälber und ein großer Bulle sind dabei.

Die Kühe, die an mir vorbeiziehen

Ich werde kurz angeguckt, aber nicht weiter beachtet. Wenn so eine Herde mit 40-50 Tieren keine 10 Meter scheinbar grundlos und ganz plötzlich an einem vorbeizieht, ohne das ein Zaun dazwischen steht, kann einem ganz schön mulmig werden.

Schnell also runter von der Weide, der Bauer kommt mir auf einem Traktor entgegen, es ist wohl Fütterungszeit. „Das macht Sinn“ denke ich lachend und setze die Wanderung fort.

Ins Tal an ein paar Dörfern vorbei finde ich ein paar Bänke im Schatten und mache eine Pause.

Von dort geht es wieder steil bergauf und schnell stehe ich vor dem nächsten Gatter zu einer Kuhweide, diese ist ebenfalls riesig. Ich sehe überall frischen Kuhfladen, aber keine passenden Tiere dazu.

Gatter zur Kuhweide, rechts passen Menschen durch

Hinter Cercot verläuft eine Autobahn, die ich unterquere, bevor ich einen weiteren Anstieg nach Moroges bewältige. Ein Friedhof ist direkt am Eingang des Ortes und ich bin dankbar mir hier frisches Wasser abfüllen zu können. In der Ortsmitte mache ich eine Mittagspause.

Bergauf nach Moroges

Die 32°C sind in der Sonne anstrengend, ein leichter Wind macht das ganze ab dem Mittag angenehmer.

An Kuh- und Pferdeweiden vorbei folge ich der Wegführung. Die Ausblicke sind schön und weitläufig. Der Schattenanteil nimmt etwas zu. Die Wege sind mit vielen Steinen übersäht und ich versuche nicht umzuknicken. In Culles-les-Roches gibt es kaltes frisches Wasser, über das ich mich sehr freue.

Meine Füße werden schwerer, aber aus den letzten zwei Kilometern hole ich nochmal alles raus, und komme nach 30 Kilometern um 17:15 Uhr an meiner Unterkunft an. In Saint-Gengoux-le-National gibt es eine Pilgerunterkunft. Ich werde sehr herzlich empfangen und herumgeführt.

Pilgerunterkunft

Im Erdgeschoß ist eine kleine Küche mit Sitzmöglichkeiten und im ersten und zweiten Stock sind zwei große Räume mit fünf Betten. Es ist liebevoll eingerichtet und ich fühle mich sehr wohl.

Nach einer Dusche sehe ich eine weitere kleine Blase am linken großen Zeh. Meine Füße kommen leider nicht wirklich zur Ruhe.

Ein Einkauf im Supermarkt erfolgt und in der Küche bereite ich mir Abendessen vor. Ich bleibe die einzige Pilgerin. Vor dem Schlafen knipse ich das Licht aus und bin über die absolute Dunkelheit und Ruhe erstaunt. So lässt es sich schlafen.

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