Wie zu erwarten bin ich nachts immer wieder wach geworden. Eine leichte Schräglage eines Campingplatz verspricht nie eine vernünftige Nachtruhe.
Um 8:30 Uhr laufe ich mit gepackten Sachen runter in den Ort zum Bäcker.
Eine Quiche und ein Eclair gibt es zum Frühstück und füllen das Loch in meinem Bauch, welches morgens immer größer wird.

Den schönen Ort Meursalt verlasse ich um 9:00 Uhr. Zurück zwischen Weinfeldern (es ist sehr flach und Weinberge klingen nicht richtig) führt mich die Etappe weiter südlich und schaut man auf die Europakarte bin ich mittlerweile unterhalb von Deutschland gelandet.
Die Sonne zeigt bereits am Morgen ihre Stärke. Die nächsten Tage sollen wieder über 30°C warm werden. Ich will mich gar nicht über das Wetter beschweren, allerdings den ganzen Tag in der direkten Sonne zu laufen, ist sehr ermüdend.
Ein kleiner Wald zwischendurch würde mir schon reichen…
Dank der Weinherstellung sehen die Orte alle gut in Stand aus, der Tourismus bringt Geld ins ländliche Burgund.
Am Ortsausgang von Pulligny-Montrachet stehen eininge Bäume, dessen Blätter sehr interessant aussehen. In drei verschiedenen Farben sind sie zu bestaunen. In grün, grün-weiß und komplett weiß. Ob das eine bestimmte Art ist? Er erinnert mich an ein sehr großes Blumengesteck.

In Corpeau folge ich der langen Hauptstraße. Mehrfach erschrecken mich Hunde hinter Zäunen mit ihrem plötzlichen Bellen. Seit der letzten Hundeattacke bin ich leider doch etwas ängstlicher geworden. Ein Golden Retriever hat eine absurd hohe Stimme und klingt eher wie ein Dackel.
In Chagny führt es mich durch die überschaubare Innenstadt, es gibt viele kleine Läden, aber kaum Cafés oder gar Bänke. Im Supermarkt hole ich mir Snacks und folge dem Jakobsweg einen Kilometer weiter, bis ich am Kanal du Centre eine schöne Bank mit Tisch im Schatten finde. Eine längere Mittagspause folgt in der ich versuche möglichst viel zu essen.
Meine Laune hat sich seit gestern etwas aufgehellt und motiviert geht es weiter. Durch schöne Landhäuser mit großen Gärten und abgedeckten Pools lasse ich mich ablenken und verpasse eine Abzweigung in den Wald, zum Glück kann ich auch die nächste nehmen.
Die Kiefern duften herrlich bis die Waldstraße auf einen schmalen Pfad führt. Viele tote Äste sind mit Moos überzogen und sehen toll aus. Es gibt auch viele Brombeerbüsche und ich bleibe zweimal an den Dornen hängen.

Nach einer halben Stunde verlasse ich den Schatten und die Route führt mich nach Rully. Am Ortseingang höre ich Musik und als ich das erste Grundstück passiere, sehe ich hinter dem Tor auf einem großen Hof einen Mann tanzen. Er trägt nur eine Badehose und hat die Augen geschlossen, während er sich sichtbar glücklich zur Musik bewegt. Er öffnet die Augen und ich grinse ihn an. Er lächelt zurück.
Im Ort selbst ist früher Nachmittag und alles hat geschlossen, leider auch der Tante-Emma-Laden bei dem ich mir gerne neues Wasser geholt hätte.
Mittlerweile zeigen sich viele Wolken am Himmel und immer mal wieder verschwindet die Sonne zu meiner Freude.
Nach Mercurey geht es bergab ins Tal und anschließend wieder bergauf. Die Landschaft ändert sich, es wird deutlich bergiger.

Vor Saint-Martin-sous-Montaigu weiche ich von der Route ab und laufe einen Kilometer nach Saint-Jean-de-Vaux und erreiche um 16:30 Uhr nach 25 Kilometern den Campingplatz. An der Tür der Rezeption steht der Hinweis, dass man sich an die Bar wenden soll, oder eine Telefonnummer anrufen soll. Da diese noch geschlossen ist, wähle ich die Nummer. Der Mann am anderen Ende spricht nur französisch, aber er versteht, das ich an der Anmeldung stehe. Ich verstehe etwas von „fünf“ und denke, dass er in fünf Minuten kommen wird…. ich warte 30 Minuten, er meint wohl doch 17 Uhr…
Ein Mann läuft zwischen dem Campingplatz und der Bar hin und her. Er ignoriert mich für 30 Minuten, bis es mir zu blöd wird, weil ich direkt vor der Rezeption auf dem Boden sitze. Er grinst mich dämlich und fragt, ob ich die Person bin, die angerufen hat. Ich soll mein Zelt aufstellen und später bezahlen. Das hätte er doch vor einer Stunde sagen können, denke ich und schnappe mir sauer meine Sachen.

Zum Abkühlen gehe ich ins kleine Schwimmbad nebenan. 2,50 Euro kostet der Eintritt. Das Wasser ist erfrischend kalt und so gut wie es geht, ziehe ich ein paar Bahnen, um die Kinder herum. Auf einer Liege ruhe ich mich aus bis ich zum Duschen zum Campingplatz gehe.

Im Zelt liegenden steht plötzlich ein Katze vor mir und kommt einfach herein und legt sich mit ihren Vorderpfoten auf meine Brust. Irritiert fange ich an sie zu streicheln, woraufhin diese mit Schnurren reagiert. Sie bleibt ein paar Minuten und verschwindet wieder. Nach dem Abendessen gehe ich direkt schlafen.
