Die Nacht war ruhig und durch die Müdigkeit habe ich viel Schlaf abbekommen. In den frühen Morgenstunden habe ich ein Tier gehört, es könnte das Bellen eines Rehs gewesen sein, aber sich bin ich nicht.
Die Sonne geht hinter den Hügeln gegen 6:30 Uhr auf und einen halbe Stunde später bin ich startklar für den Tag.
Durch Doncourt-sur-Meuse bin ich schnell durch, darauf folgt nach einem Kilometer Levécourt bis ich wieder zwischen Feldern und Kuhwiesen lande.
Es ist angenehm so früh unterwegs zu sein, die Sonne strahlt mal wieder vor sich hin, aber die Hitze steht erst noch bevor.

Gut motiviert komme ich zügig voran. Allerdings ist mein Rucksack auch anstatt 2,5 Liter Wasser nur noch mit 0,5 Liter Wasser bepackt.
In Meuvy versuche ich mein Glück am Friedhof und finde leider überhaupt keine Wasserstelle. Direkt nebenan ist aber ein Bushaltestellenhäuschen, das mir als Pauseplatz dient.
Das letzte Grundstück des Dorfes ist ein großer Bauernhof. Zwei unangeleinte Hunde bellen und bleiben aber auf dem Anwesen stehen, plötzlich kommt ein dritter Hund angesprintet und direkt auf mich zu gerannt. Kurz vor meinen Wanderstöcken kommt er zum Stehen und bellt mich vollkommen aggressiv an. Durch lautes Brüllen und Aufstampfen mit den Stöckern, kann ich ihn auf Abstand halten. Ich muss immer lauter werden, damit er wieder Richtung Hof läuft. Schnell gucke ich auf meiner Karte, ob es eine Alternative gibt, da kommt der Hund wieder in meine Richtung. Wieder schreie ich ihn an und gehe langsam rückwärts. Den Bauernhof werde ich nicht passieren können ohne nochmal mit dem aggressiven Tier in Berührung zu kommen. Trotz meiner lauten Stimme ist kein Besitzer aus dem Haus gekommen.

Total aufgelöst und noch am Zittern entscheide ich mich zwei Kilometer Umweg zu laufen. Ich will nur weg hier. Fassungslos schlage ich einen Feldweg ein. Viele Kuhwiesen und viele neugiere Gesichter lenken mich ab und beruhigen mich.

In Lenizeul hat der kleine Friedhof einen Wasserhahn und weil ich mir nicht ganz sicher bin, woher das Wasser kommt, nutze ich sicherheitshalber meinen Filter und trinke direkt 700 Milliliter Wasser. Vor dem Friedhof setze ich mich unter einen Baum und mache eine Pause.

Anschließend folge ich den letzten 9 Kilometern auf der Landstraße. Am frühen Nachmittag ist es wieder extremst heiß und müde erreiche ich Montigny le Roi um 15:30 Uhr nach 24 Kilometern.
An der Rezeption spricht mich ein Mann auf französisch an. Er scheint hier zu arbeiten und erklärt mir, dass man nur am Automaten bezahlen kann, aber ich als Pilger kostenlos auf den Platz kann. Vielmals bedanke ich mich für diese tolle Auskunft. Der Campingplatz sieht mit seinen riesigen Bäumen fast aus wie ein Park, ausserdem gibt es zwei Ebenen. Ich laufe nach oben und suche mir einen Platz im Schatten.
Der Supermarkt ist leider zwei Kilometer weit weg. Also hole ich mir ein Getränk und ein Schokotörtchen beim Bäcker. Die eiskalte Orangenlimo ist herrlich, denn mein Hals schmerzt noch immer vom Gebrülle am Morgen.
Das übliche Szenario folgt : Duschen, Wäsche waschen, etwas ausspannen.

Ein Imbiss hat abebds geöffnet und die vegetarische Alternative ist Pommes mit Spiegelei und Salat. Zum Nachtisch gibt es ein Eis und gesättigt schlüpfe ich zur Nachtruhe in mein Bett.