Tag 45 und die Friedhofskatzenwäsche

Am Morgen lasse ich mir viel Zeit, denn es steht eine Nacht wildcampen an und da ich bis in den Abend wandern werde, brauche ich nicht so früh los.

Am Sonntag erreiche ich Langres und dort gibt es eine sehr günstige Pilgerherberge, die ich versuche telefonisch zu reservieren. Der Mann am anderen Ende spricht nur französisch, ich versuche mich mit Hilfe des Google Translators auszudrücken. Er versteht zwar mich, aber ich ihn nicht. Es ist zum Haare raufen, er wird immer unfreundlicher und ich weiß nicht was ich machen soll. Ein älteres Pärchen läuft vorbei, in meiner Verzweiflung frage ich, ob sie englisch sprechen und so können sie das Telefonat und die Missverständnisse aus dem Weg räumen. Mehrmals bedanke ich mich, dass sie mich aus dieser unangenehmen Situation befreit haben.

Der Jakobsweg hat sich gestern nochmal in zwei Routen aufgeteilt und langsam wird mir bewusst, dass ich mich doch eventuell für die „schlechtere“ entschieden habe.
Als es um 11:00 Uhr endlich los geht, finde ich keine Wegesmarkierungen mehr. Die ersten 12 Kilometer muss ich an einer Straße lang wandern. Wenn kein Auto kommt, laufe ich linksseitig auf dem Asphalt, denn der grüne Seitenstreifen ist leicht abschüssig und vorallem sehr uneben, was die Gefahr umzuknicken deutlich erhöht. Spaß machen die ersten drei Stunden absolut keinen, allerdings ist die Routenwahl jetzt nicht mehr zu ändern.

12 Kilometer an der Straße entlang

In Pompierre überquere ich den Fluß Le Mouzon und mache gegenüber der Kirche eine Pause im Schatten.

Ich bin die nächsten Tage sehr ländlich unterwegs und habe mehr Proviant dabei. Das zusätzliche Gewicht hängt schwer auf meinen Schultern.

An der Straße geht es bis an den Ortsrand von Sartes weiter, ich kann dann aber auf einen Feldweg abbiegen. Hier gibt es viele Kuhweiden, der Blick in die Landschaft ist weit. Die Sonne scheint wiedermal erbarmungslos bei 31°C. Der wenige Schatten macht mir heute sehr zu schaffen. Der Boden ist staubtrocken, meine Beine überzieht eine dunkle Schicht Dreck.

Pause an der Bushaltestelle

In Sommerécourt finde ich ein kleines Häuschen an einer Bushaltestelle für eine weitere Rast.

Leider geht es durch die nächsten Orte Vaudrecourt, Nijon und Graffigny-Chemin weiter auf einer ruhigen Landstraße.

Meine Laune hält sich im Rahmen und ich versuche mich mit Podcasts abzulenken.

Weiter auf der Landstraße

In Malaincourt-sur-Meuse fülle ich an einem Friedhof meine Wasserbehälter auf. Die zusätzlichen 2,5 Liter lassen den Rucksack noch schwerer auf meinem Rücken hängen. Ich folge diesmal nicht weiter der Route und somit der Straße, sondern laufe hoch auf einen Hügel, dessen Feldweg ebenfalls in den nächsten Ort Doncourt-sur-Meuse führt. Kurz vor diesem diesem finde ich einen Platz zum Wildcampen. Er ist sicher nicht perfekt, aber nach 32 Kilometern auf hartem Asphalt und kaum Schatten habe ich keine Lust die Suche fortzuführen.

Ich setze mich an den Feldrand und koche Nudeln mit Bohnen, zum Nachtisch gibt es Pudding. Ich bin zu müde, um das Essen zu geniessen. Ich verstecke meinen Rucksack hinter einem Holzstapel, wo ich auch mein Zelt aufbauen will und laufe drei Minuten an den Ortsrand zum Friedhof. Dort gibt es nur einen Regenwasserbehälter, aber zum Beine abspülen reicht es alle mal – Friedhofskatzenwäsche sozusagen.

Gebräunte Haut und eine Schicht Dreck

Kurz vor 21:00Uhr geht die Sonne unter und ich baue mein Zelt auf.

Zelt im Sonnenjntergang

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