Um 8:00 Uhr gehe ich zum Frühstück in das Nebenhaus rüber. Die Besitzerin Pascalle und ihr Mann, sowie ein niederländisches Pärchen sitzen am Tisch. Dazu kommt kurz danach eine französische Familie hinzu.
Kleine Gespräche entstehen, allerdings aufgrund der Sprachbarriere nur sehr oberflächlich. Die Atmosphäre ist dennoch angenehm.
Ich bedanke mich für die wundervolle Gastfreundschaft und packe den Rest meines Rucksacks, bevor es um 9:30 Uhr los geht.
Hier in Chalaines trennen sich zwei bekannte Jaobswege. Der eine verläuft über Vezelay und der andere über Le Puy en Velay. Ersteren habe ich 2020 eingeschlagen und werde diesmal die längere, anstrengendere Route über Le Puy nehmen.

An verschiedenen Feldern begrüßt mich die Sonne in voller Stärke. Als ich nach der ersten Stunde endlich einen Baum finde, nutze ich diesen für eine Trinkpause.
Der kleine Ort Sepvigny ist schnell durchquert und weiter geht es auf dem gut zu laufendem Feldweg. Der Boden ist trocken, das Gras verwelkt und es gibt kaum große Steine.
Kurz vor Champougny finde ich einen toten Dachs am Straßenrand. Der kleine scheint vom Auto angefahren worden zu sein. Das Blut auf der Straße ist zum Teil eingetrocknet, ein paar Tropfen glänzen noch feucht. Armer kleiner Kerl denke ich, und laufe traurig weiter.

Meine Füße schmerzen beide an unterschiedlichen Stellen und so nutze ich die Gelegenheit meine Füße in den Fluß La Meuse zu halten. Das kalte, klare Wasser ist einfach herrlich. Kleine Fische schwimmen umher und halten sicherheitshalber Abstand zu mir. Eine leichte Brise weht und die Bäume rauschen vor sich hin.

Am Ufer lasse ich die Füße in Ruhe trocknen, bevor ich über die Brücke das fließende Gewässer verlasse.

Die Route führt Richtung einen Wald und dort nehme ich einen Paralellweg zum Jakobsweg, um zumindest für ein paar Kilometer im Schatten zu wandern. Das hohe Gras zeigt, daß einige der Pfade kaum belaufen sind.
Am frühen Nachmittag lasse ich mich am Wegesrand auf dem Boden nieder, um eine Pause zu machen. Die Müdigkeit wird immer stärker.
Ein weiterer kleiner Waldabschnitt folgt bis ich auf einem Feldweg ins Tal nach Goussaincourt komme. Von dort ist es nicht mehr weit nach Greux und vorallem zum Etappenziel Domremy-la-Pucelle.
Ich steuere einen kleinen Campingplatz an, der sich als große Wiese mit Bäumen am Rand erweist. Ein Schild besagt, dass die Rezeption erst ab 17:00 Uhr besetzt ist und man sich vorher aber schonmal seinen Platz einrichten soll. Die Einfachheit des ganzen Konzeptes finde ich super und fühle mich direkt wohl. Ungefähr fünf Zelte und vier ausgebaute Vans stehen hier nur rum.

Der Wind hat ziemlich an Fahrt aufgenommen und mein Zelt aufzubauen, ist gar nicht mal so einfach.
Als die Rezeption geöffnet hat, hole ich mir eine Limonade und ein Eis, die beide sogar hier aus der Region sind.
An den Tisch gesellt sich Frank. Er ist aus Belgien und mit dem Fahrrad für 4 Wochen unterwegs. Wir verquatschen uns und um 19:00 Uhr gehe ich noch schnell duschen und koche essen. Dabei lerne ich Daniel aus den Niederlanden kennen, er ist ebenfalls mit dem Rad unterwegs und bis 23:00 Uhrfolgen Gespräche über Gott und die Welt. Wir sehen dann sogar eine Sternschnuppe, die für eine sehr lange Sekunde am Himmel erscheint.
Müde, aber aufgefüllt mit sozialen Kontakten falle ich auf meine Isomatte.