Um 07:30 Uhr endet eine angenehme Nacht und einer neuer, langer Wandertag beginnt.
Bei einem Kaffee packe ich alles schnell ein und verabschiede mich vom Gastgeber Johannes, der mir noch einen Tipp für den Weg gibt.
Ich liebe den frühen und ruhigen Sonntagmorgen, die Straßen sind recht leer und die meisten schlafen noch.
Gerade beende ich diesen Gedanken, da höre ich ein „schlimmes“ Geräusch.
Eine Straße weiter gibt ein Spielmannszug sein bestes. Ich sehe zu, dass ich davon komme und bin mehr als froh, nicht an diesem direkt vorbei zu müssen.
Der Weg geht steil bergauf zur Ruine der Iburg und dem Kaiser-Karls-Turm. Ich lasse meinen Rucksack am Eingang des Aussichtsturms zurück und steige die Treppen nach oben. Der Blick über Bad Driburg ist wunderschön und hier alleine zu sein, macht mich noch ein bisschen glücklicher.

Die Sonne scheint heute heißer als gestern und es sind kaum Wolken am Himmel. Viele Insekten summen heute um mich herum. Vorallem Bremsen gehen mir unheimlich auf die Nerven. Allerdings gibt streckenweise jede Menge wunderschöne Schmetterlinge.
Immer noch verwundert bin ich über die Tatsache wie fit ich mich fühle. Ich neige sonst zu Blasen an den Füßen und habe bisher nicht eine einzige.
Auf einer Straße begegnet mir eine Frau, wir unterhalten uns für gute 15 Minuten. Brigit ist in Koblenz gestartet und läuft den Wanderweg E1 bis ans Meer.

Zwischenzeitlich laufe ich sehr viel in der Sonne, da viele Bäume tot oder abgeholzt sind. Ein ganzer Wald scheint nicht überlebt zu haben, die traurige Kulisse lässt mich sehr nachdenklich werden.

Mittlerweile folge ich auch nicht mehr dem Herrmannsweg. Meist bin ich auf der Route des Eggeweges zu finden.
Die meiste Zeit ist das Laufen heute auf geraden Waldwegen sehr angenehm. Ich kann ein gutes Tempo an den Tag legen.
Nur bei den Teutoniaklippen gerate ich an einen sehr zugewachsenen Pfad. Für sicherlich 20 Minuten kämpfe ich mich durch meterhohen Farn. Mit T-shirt und Shorts gar nicht mal so spaßig.

Jede Stunde mache ich eine kurze Trinkpause, um bei guten 27°C gut hydriert zu bleiben.
Um 17:30 Uhr erreiche ich nach knappen 30 Kilometern schon mein Ziel für heute. Bonenburg ist ein kleines Dorf mit einem tollen Zeltplatz, namens Abenteuerland.
Es ist ein wahrgewordener Kindheitstraum. Der Besitzer hat hier die tollsten Schlaf- und Spielmöglichkeiten erschaffen.
Lange bevor ich mein Zelt aufschlagen unterhalten ich mich mit der lieben Familie und erfahre auch den Grund, warum der Campingplatz vor 19 Jahren gegründet wurde. Ein trauriges Familienschicksal rührt mich zutiefst und beschert mir eine Gänsehaut.

Ich bin auf dem Zeltplatz tatsächlich für heute ganz alleine. Ich schlage mein Zelt rechtzeitig auf, denn ein unerwarteter Regenschauer stattet uns Besuch ab.
Nach einer Dusche verkrümel ich mich in mein Zelt und lausche dem Regen.
Zum Abendbrot gibt es Pizza, denn die Familie war so lieb und hat mir eine mitbestellt.
Gegen 23 Uhr knipse ich die Taschenlampe aus und beende diesen Tag.