Tag 61 – Zwei Pilgerinnen und ein teures Restaurant

[kurze Info an dieser Stelle: der beschriebene Tag ist von Sonntag 25.10. – natürlich ist der bevorstehende Lockdown in Frankreich nicht an mir vorbei gegangen. Die ganze Geschichte und meine Gedanken dazu folgen bald.]

Die eine Stunde mehr Schlaf dank Uhrumstellung fühlt sich gut an. Gut ausgeschlafen geselle ich mich zu den anderen zwei Pilgern, Boris und Xander, und Nany an den großen Tisch. Die beiden werden bis nach Thiviers reingefahren, auch für mich besteht dieses Angebot, was ich freundlich ablehne.
Bei leichtem Regen starte ich gut motiviert, kurz darauf fährt Nanys Auto hupend an mir vorbei. In Thiviers mache ich einen Abstecher zum Supermarkt, da es bis morgen Abend die einzige Einkaufsmöglichkeit sein wird.

Kleiner Tunnel in Thiviers

Die Wegmarkierungen irritieren mich stark in der kleinen Stadt und letztendlich finde den Jakobsweg. Meine Laune und Motivation sind trotz Niederschlag ziemlich gut. Mit meiner Lieblingsmusik komme ich gut voran und treffe auf die beiden Franzosen bei einer Pause, kurze Zeit später holen sie mich ein und für gut zwei Kilometer laufen wir zusammen. Die beiden haben ein ordentliches Tempo und so lasse ich mich zurückfallen. Wandern ist kein Wettrennen und jeder hat eine sehr individuelle Geschwindigkeit. Auf seinen Körper zu hören ist wichtiger als dem Ego Beachtung zu schenken.

Bewölkter Himmel über den Feldwegen

Auch heute wechselt der Weg zwischen matschigen Feldwegen und ruhigen asphaltierten Landstraßen.
Der Regen hört zwischendurch immer mal wieder auf, die Temperatur ist deutlich gesunken und ein leichter Wind bringt kühle Luft.
In Négrondes mache ich eine Pause und genieße die Ruhe in dem kleinen Dorf.
Von dort führen mich die letzten Kilometer auf sehr aufgeweichten Wegen. An meinen Schuhsohlen hängt der nasse Schlamm schwer.

Achtung, Quasimodo kommt!

Ich erreiche nach knapp 19 Kilometern Sorges und checke gegen 15:30 Uhr ins Hotel ein. Es ist die einzige Unterkunft im Ort, die geöffnet hat. Ich ziehe mit meinem Poncho einige Blicke auf mich, ich passe absolut nicht ins Klientel.

Ich werde zum Zimmer gebracht und eine gute halbe Stunde kommt auch Sara an. Da das Hotel sehr teuer ist und es keine andere Möglichkeit gibt, haben wir uns für Sorges spontan verabredet.
Die Dusche ist phänomenal und anschließend reserviere ich einen Tisch für das Hotelrestaurant. Bis 19:30 Uhr haben wir noch ein bisschen Zeit zu überbrücken und planen die nächsten zwei Tage.

Appetizer im teuren Restaurant

Das schicke Ambiente des Restaurants ist ungewohnt, aber es gibt ein Pilgermenü, was preislich passend klingt. Außerdem sind wir hier in der Region Perignod, welche unter anderem für Trüffel und Wein bekannt ist und Sara entscheidet sich für ein doppelt so teures Menü, um die Pilzspezialität zu probieren.

Vegetarisches Hauptgericht

Als Appetizer gibt es erst eine Avocado-/Frischäsecreme in einem Plastikei und eine Kürbissuppe. Als Vorspeise wird mir ein Omelett mit Champignons und für Sara eines mit Trüffeln serviert. Ich darf ein bisschen probieren und kann den exquisiten teuren Geschmack der Speiziaität herausschmecken.
Meim Hauptgericht besteht aus einer Basis aus Paprika, Kartoffeln und Trauben garniert mit einer Kürbiscreme. Der Nachttisch ist auf meinem Pilgermenü in Deutsch nicht korrekt übersetzt und besagt „Auf Nüssen geblasen“, worüber ich mich sehr amüsiere. Es ist eine Art Nussmousse mit Schokoladen- und Vanillesoße.

Meine Begleitung bekommt ein spannendes Dessert. Ihr Souffle wird mit Alkohol übergossen und angezündet. Das Spektakel ist wirklich sehenswert.
Alle Gerichte werden mit Rotwein abgerundet und nach insgesamt drei Stunden und einem interessantem Gespräch mit dem Besitzer geht es zurück ins Hotelzimmer.

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