Um 07:00 Uhr reißt uns weder Wecker aus dem Schlaf. Wir kriegen beide kaum die Augen auf und quälen uns aus dem Bett. Die Nacht in der Jurte war sehr angenehm, trotzdem sitzt uns die Müdigkeit in den Knochen. Ein kleines Frühstück nehmen wir mit der Besitzerin Martina und ihrem Bruder ein.
Anschließend packen wir unsere Sachen und gegen 08:45 Uhr verabschieden wir uns und starten den Wandertag. Bei der Kirche gibt es eine Bäckerei, in der wir uns einen Snack für später holen.
Da der Jakobsweg einen großen Umweg macht, folgen wir erstmal der Landstraße, diese ist allerdings deutlich mehr befahren, als gedacht und nach über einer Stunde wechseln wir zurück auf den Wanderweg.

Meine Motivation ist miserabel. Meine Knöchel Schmerzen, allerdings habe ich keine Magenkrämpfe mehr. In St-Martim-le-Vieux setzen wir uns vor die Kirche und essen unsere Backwaren. Meine Laune hebt sich deutlich nach der Verschnaufpause. Am Anfang zeigt sich die Sonne ab und zu, allerdings bewölkt es sich immer stärker und die Wettervorhersage besagt Niederschlag für den ganzen Tag. Zumindest bis nach Flavignac schaffen wir es trocken zu bleiben. Dort finden wir zur Mittagszeit eine sehr volle Bar. Essenstechnisch besteht keine vegetarische Möglichkeit, also bleibt es bei einem Getränk.

In der Zwischenzeit zieht ein ziemlicher Schauer über die Region und wir bleiben etwas länger als üblich sitzen. Es hört schnell wieder auf und draussen sind tiefe dunkle Wolken zu sehen, die jetzt weiterziehen.
Über sehr ruhige Landstraßen geht es weiter, der Blick um uns herum, zeigt Felder und Wiesen. Entweder führt es leicht berg ab oder bergauf. Die Wege in den letzten Tage sind vorallem auf Asphalt gewesen und uns beiden schmerzen die Füße vom harten Untergrund.

Zum Schluss der Etappe führt es uns nochmal für einen kurzen Abschnitt in den Wald. Sara macht eine kurze Pause, ich schlurfe langsam weiter. Es fängt an zu regnen, durch den Schutz der Bäume bekomme ich nur wenig an. Der Untergrund ist rutschig und fast falle ich hin, da ein Stock von Blättern überdeckt ist.

In Châlus hört der Niederschlag wieder auf und kurz vor der Unterkunft warte ich auf Sara, die kurz nach mir eintrifft. Mit schweren Füßen schaffen wir es zum Bed&Breakfast. Eine Engländerin ist die Besitzerin und mit ihrer freundlichen Art zeigt sie uns das geräumige Zimmer.
Es ist bereits 17:30 Uhr und die 27 km waren recht anstrengend.

Der kleine Supermarkt bietet wenig Auswahl und somit entscheiden wir uns kurzerhand für ein Restaurant. Wir erfahren vom Wirt, dass hier in der Gegend die meisten Engländer wohnen und freuen uns über seine offene britische Art. Der Kontrast zum französischem Service der letzten Wochen ist deutlich merkbar.
Ein Veggieburger mit Pommes ist schnell verputzt und zurück im Zimmer machen wir es uns bequem.
Hier in der Region gibt es seit heute eine Ausgangssperre, die jede Nacht von 21:00 Uhr bis 6:00 Uhr gilt. Die Corona-Nachrichten häufen sich jeden Tag immer mehr. Sara und ich sehen tagsüber kaum Menschen, allerdings machen auch wir uns viele Gedanken. Wir halten überall Abstände ein und tragen unsere Masken sobald wir in Menschennähe in den Orte kommen. Wenn wir uns zwei nicht hätten, würden wir wohl kaum fünf Sätze am Tag sagen.
Nachdenklich schlafe ich ein.