Der Wecker klingelt um 07:00 Uhr und schmeißt uns aus den Betten. Leicht zerknittert essen wir unser Frühstück. Die Besitzerin ist äußerst nett und wir fragen sie über den kleinen Stein im Nachtisch vom Vorabend. Normalerweise wird der Dreiköngiskuchen traditionell am 06.01. zu serviert und wer den Stein findet, wird für einen Tag mit Papierkrone zum König/ zur Königin gekürt und soll für ein Jahr Glück haben. Der französische Brauch nennt sich „Galette des Rois“ und die Feinheiten unterscheiden in den Regionen.

Freundlich frage ich, ob ich das Steinchen behalten darf und freue mich über meinen kleinen, türkisen Glücksbringer. Kurz darauf wird mir noch eine Papierkrone gebracht, worauf ich strahlend reagiere.
Gut gestärkt ziehen Sara und ich zusammen los. Wir entscheiden uns dafür die Stadt Gargilesse zu umgehen und die alternative Route zu laufen. Munter plappernd lassen wir die Kilometer hinter uns, der Himmel ist bewölkt und bei den kalten Temperaturen bin ich froh über meine Handschuhe.
In Orsennes bestelle ich mir eine Cola und Sara lässt sich vom Design einer Biermarke überzeugen, bereut aber die Entscheidung, da ihr Getränk eher nach Bier mit Cranberrylimo schmeckt.
Wir versuchen für den Ort Crozant verschiedene Telefonnummern, um eine Schlafmöglichkeit für den Abend zu finden. Nach sicherlich fünf Telefonaten stellen wir fest, dass alles geschlossen hat und ich wähle eine weitere Nummer, die uns in sehr gutem Englisch erklärt, sie könne uns zwei Zimmer anbieten (wir seien kein Paar und dürften momentan kein Zimmer teilen). Etwas irritiert, aber zufrieden, das wir eine Unterkunft gefunden haben. Dafür werden wir allerdings weiter laufen müssen.

Motiviert geht es für uns auf einer sehr ruhigen Landstraße weiter. In Crozant staune ich nicht schlecht über die veränderte Landschaft.

Steinige Berge steigen neben dem Fluss Creuse auf. Wir überqueren die Brücke, die in wenigen Tage für Monate gesperrt wird und einen Umweg bedeuten würde und schauen begeistert in die Umgebung. Weiter oben im Ort steht die Schlossruine. Im Sommer scheint dies ein beliebter Touristenort zu sein, allerdings gibt es nicht eine offene Übernachtungmöglichkeit für uns. Wir treffen auf Maarten. Der Niederländer pilgert ebenfalls und wird diese Nacht zelten.
Wir gönnen uns nur eine kurze Pause und ziehen weiter. Am Flüsschen La Sardelle ist ein schöner Wanderweg mit vielen Picknickplätzen.

Die Natur zeigt sich von einer märchenhaften Seite. Im Wasser sind große zum Teil vermoste Steine und ein Wald, der sich um uns herum erstreckt, dessen Bäume verziert von Efeu sind. Eine sehr verträumte Umgebung bietet sich uns.
Berghoch führt es uns nach insgesamt 31 Kilometern nach La Chapelle-Baloue, dort werden wir um 18:30Uhr empfangen. Die Besitzerin Elaine ist ursprünglich aus Schottland und sehr liebenswürdig, wirkt aber Covid-bedingt leicht angespannt. Wir duschen fix und anschließend wird uns ein köstliches Abendessen serviert. Eine vegetarische Quiche, Kartoffelgratin, Bohnen mit Möhren, Brot und Rotwein erwartet uns. Ich komme aus dem Schwärmen nicht mehr raus und als es zum Nachttisch noch einen hausgemachten Zitronenkuchen gibt, sind Sara und ich überglücklich. Wir fallen satt und müde in unsere Betten.
