In aller Ruhe geniesse ich gemütlich in der Küche den Morgen und frühstücke ausnahmsweise ausgiebig. Um 09:00 Uhr ziehe ich los, die altbekannte graue Wolkendecke über mir. Meine Laune ist gut, ebenfalls meine Motivation. Eine Kuhwiese reiht sich an der nächsten.

Kleine Dörfer mit hübsch geschmückten Gärten lasse ich fix hinter mir. In Chateaumeillant mache ich eine Pause, es fängt auch gerade stärker an zu regnen. Ich sitze gut eine halbe Stunde und esse, bis ich merke, dass ich doch etwas ausgekühlt bin und mache mich wieder auf den Weg. Kurze Zeit später fängt es stark an zu schütten, ich kämpfe mich einen Hügel hoch und keine Stunde später entscheide ich mich für eine weitere Pause in einer Bushaltestelle.

Ein heißer Kaffee und eine improvisierte Wärmflasche sollen helfen. Allerdings wird der komplette Nachmittag von andauerndem Niederschlag geprägt. Die Intensität und Länge verbraucht verhältnismässig viel Energie. Meine Motivation ist ganz gut, nur die letzten Kilometer ziehen sich sehr.

Ein starker Regenschauer überrascht mich dann noch in La Châtre, was es mir schwer macht, den Weg zur reservierten Unterkunft zu finden. Das kleine Zentrum macht einen schönen Eindruck, wird von mir aber komplett ignoriert. Nach 32 Kilometern finde ich die richtige Straße und Hausnummer und stehe vor einem recht neuen Hauskomplex. Davor treffe ich auf drei Männer, die mir erklären, dass hier keine Unterkunft sei und wo sich die Hotels befinden. Nur einer spricht minimal Englisch und ich erkläre, dass ich reserviert hatte. Ich versuche die Nummer vom Vortag anzurufen, vergeblich. Einer der Männer geht in das Gebäude und ich verstehe, dass helfen will. Mit nassen Füßen und ziemlich müde warte ich geduldig. Florian steht drausse mit mir und versucht sich im Englisch und redet ununterbrochen auf mich ein, er ist sehr nett, aber ich bin erschöpft und kann ihm kaum folgen. Der andere kommt zurück und bedeutet mir mitzukommen und in einem Büro erledigt er seelenruhig den Papierkram und kassiert die 18€ ab.
Die beiden zeigen mir noch mein Zimmer, bis ich endlich die Schuhe ausziehen kann.
Das Gebäude besteht anscheinend aus kleinen Wohnungen für Studenten oder andere junge Leute.
Die Ein-Zimmerwohnung mit Mini-Einbauküche ist schlicht möbliert, aber sonst leer. Ich fühle mich direkt wohl und freue mich über diese Art von Pilgerunterkunft.
Ich entledige mich meiner feuchten Kleidung und richte mich quasi erstmal ein. Leider gibt es keine Heizung und so nutze ich meine Wasserflaschen als Wärmflaschen und lege die gewaschenen Socken darauf, in der Hoffnung, das sie so bis morgen etwas schneller trocknen.
Aus Instant-Kürbissuppe und Nudeln koche ich eine große Portion und esse diese im Bett bei einem Film.