Tag 49 – Nasse Kühe in Stiefeln

Ich öffne die Tür nach draussen und setze meinen Rucksack direkt wieder ab, um meinen Poncho rauszuholen. Über den Reiterhof gehend nehme ich einen typischen Pferdegeruch wahr und werde kurz in meine Kindheit zurück versetzt.
Zwei Hunde kommen mir entgegen gelaufen, der eine kläfft mich verunsichert an. Ich kann es ihm nicht verdenken, mit Poncho muss ich auf Hunde unheimlich wirken.

Schnell bin ich vom Hof und an einem Kanal laufe ich über eine Stunde in die Stadt Saint-Amand-Montrond. Dort besuche ich spontan die Post und spreche mit einer sehr hilfsbereiten Mitarbeiterin. Ich sende ein Paket mit folgendem Inhalt nach Hause: mein Zelt inklusive Heringe, meine Isomatte, Wasserfilter und -desinfektion und einige andere Kleinigkeiten.

Das Paket macht sich auf den Weg nach Hause

Seitdem der Herbst vor ein paar Wochen eingekehrt ist, es fast jeden Tag regnet und die Temperaturen tagsüber wie nachts stark gefallen sind, macht es keinen Sinn, die extra Kilos mit mir mitzuschleppen. Ich hatte auf besseres Wetter gehofft, aber es sieht leider nicht danach aus.
Ich habe mein Zelt sehr lieb gewonnen, Freude am Camping gefunden und freue mich auf weitere Touren im nächsten Frühjahr.

Im Supermarkt fülle ich die Vorräte auf und da es bereits 10:00 Uhr ist, entscheide ich mich dazu, nur einen kleinen Snack zu mir zu nehmen und erstmal weiter zu laufen. Es regnet sich richtig ein und wird immer stärker. Da ich kaum Orte passiere und nirgends eine Möglichkeit finde, um eine Pause zu machen, wandere ich erschöpfend weiter.
Irgendwann als der Regen kurz aufhört und es bereits 14:00 Uhr ist, hole ich meine Sitzunterlage hervor und setze mich an den Wegesrand. Ein paar wenige Autofahrer nutzen diese Straße und ich kann ihre Blicke auf mir spüren. Eine Frau hält sogar an, um zu fragen, ob alles in Ordnung sei.

Nach der Pause habe ich das Gefühl meine Beine würden mir nicht mehr gehorchen. Sehr schwer und langsam setze ich schwerfällig ein Bein vor das andere. Meine Füße schmerzen, sie sind seit Stunden aufgeweicht.

Nasse freundliche Kühe

Ich passiere viele Kuhweiden, aber an einer kommt die komplette Herde neugierig zu mir an den Zaun. Sie sind ebenfalls komplett durchnässt und der Matsch verpasst ihnen dunkle Beine bis zu den Knien, die wie Stiefel aussehen.
Ich sehe heute sogar zweimal ein kleines Rehrudel und eine Begegnung mit einem freilaufendem, bellendem Hund lässt mich Schaudern. Dankbar über meine Wanderstöcke, dass er mir nicht zu nahe kommen kann.
Hauptsächlich führt der Weg an Wiesen vorbei. An manchen aufgeweichten Stellen erkenne ich Schuhabdrücke, ich habe seit Wochen keinen Pilger gesehen, bin mir aber sicher, dass ich jemanden ganz dicht auf den Fersen bin. Meine Motivation ist aufgrund der wenigen Pausen im Laufe des Tages eher abnehmend.
Um 17:00 Uhr erreiche ich die Unterkunft. Eine Art Ferienwohnung mit gut ausgestatteter Küche erwartet mich. Eher altmodisch eingerichtet, aber sauber und gemütlich.
Ein Einkauf im Supermarkt, Wäsche waschen und Nudeln mit Gemüse verspeist bis ich früh ins Traumland verschwinde.

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