Es ist für mich immer wieder verwunderlich wie schnell ich mich wohlfühle. Fast jeden Tag wechselt meine Unterkunft, ich weiß nie was mich erwartet und damit komme ich erstaunlich gut zurecht. Ich finde es sogar immer wieder interessant und mag die Abwechslung.
Nach zwei Nächten fühle ich mich in meinem Hotelzimmer in Nevers sehr wohl, aber es wird Zeit weiter zu wandern. Um 09:30 Uhr checke ich aus und laufe in Richtung Fluss Loire. Dieser ist wirklich breit und sieht zwar nicht sehr tief aus, allerdings hauchen die reißende Strömung und das laute Rauschen dem Gang über die lange Brücke Respekt ein.
Aus der Stadt bin ich schnell raus und laufe neben dem Fluss her. Ein kleiner matschiger Pfad führt zwischen Bäumen entlang. Mir kommt eine Gruppe von Mountainbiker entgegen, dessen Bekleidung und Gesichter mit Schlammspritzern besprenkelt ist.
Es fängt schnell an zu regnen und zwischendurch bleibe ich immer wieder unter Bäumen stehen, da die Schauer sehr stark sind.

Mach einiger Zeit folgende ich einem Kanal, der unerwartet in eine Brücke übergeht. Tatsächlich ist es einer der längsten Kanalbrücken in Frankreich und bemisst 343 Meter und die Schleuse bewältigt einen Höhenunterschied von knapp 10 Meter. Einfach faszinierend.

Das Wetter drängt mich weiter, mir ist recht kühl und der Niederschlag bleibt über Stunden präsent.
Am Nachmittag kommt zwischendurch die Sonne zum Vorschein und wärmt mich wieder auf.
Meine Motivation ist heute wirklich nicht gut und auch mein Tempo ist dementsprechend. Kleine kurze Pausen zwischendurch folgen an eher ungemütlichen Plätzen.

Für gut zwei Stunden folge ich derselben Landstraße, die sich sehr lang anfühlt. Zum Schluss wechselt der Weg für eine Stunde an einen kleinen Bach, und von Asphalt ändert sich der Untergrund in einen weichen Waldweg.
Am Vorabend hatte ich eine E-Mail Reservierung rausgeschickt, aber mal wiede keine Antwort erhalten. Vor dem Hotel steht auf einem Schild, dass sie sonntags geschlossen haben. Oh nein… Es ist schon 18:00Uhr und ich gehe ein paar Straßen weiter zu einem anderen Hotel, welches zum Glück geöffnet hat und mir ein kleines Zimmer anbietet. Es ist eher in einem altmodischen Stil, aber irgendwie gemütlich.
Ich will noch kurz zum Supermarkt und unten im Restaurant werde ich von Sabine und Rene angesprochen und unterhalte mich kurz mit ihnen, die sehr neugierig über meine Pilgerschaft sind. Sie ist sogar Deutsche und arbeitet hier als Dolmetscherin.
Der kleine Supermarkt ist direkt um die Ecke und zurück im Hotelzimmer wird eine warme Mahlzeit fix zubereitet. Da mir immer noch kalt ist, entscheide ich mich für ein heißes Bad vor dem Schlafen gehen.