In aller Ruhe packe ich am Morgen alle Sachen zusammen. Ich lasse den Rucksack in der Küche und laufe als erstes zu Basilika. Von einer morgendliche Ruhe kann man heute leider nicht sprechen. Die Reinigungskraft ist gerade dabei zu saugen, aber auch Gotteshäuser müssen sauber gehalten werden. Die Kirche ist schlicht gehalten und die Bögen an der Decke sind in gestreiften Muster, was ich eher für ungewöhnlich halte. Hier liegt Maria Magdalena begraben.

Basilika Vezelay
Nach dem kurzen Besuch laufe ich herunter ans andere Ende von Vezelay, wo ich am Vorabend einige Cafés gesehen habe. Leider ist nicht ein einziges geöffnet und auch die Bäckerei scheint heute komplett geschlossen zu haben. An einem kleinen Marktstand hole ich mir ein Baguette und laufe den ganzen Weg berghoch zurück. Ich hole meinen Rucksack und warte bis 9:30 Uhr, um dann festzustellen, das die Touristeninfo mittwochs ebenfalls geschlossen ist. Meine Etappen waren nur bis hier geplant und ich habe auf Tipps gehofft.
Mit verstimmer Miene laufe ich los, ich möchte diesen Ort einfach nur hinter mir lassen. Mach wenigen Kilometern erreiche ich ein Dorf und lasse mich auf eine Bank sinken. Ich wähle verschiedene Nummern, bis ich eine deutschsprachige Frau am Telefon habe, die mir weiterhilft. Sie würde im Rathaus für das Pilgerzimmer Bescheid sagen, aber ich müsste passend zur Öffnungszeit da sein. Aufgelegt und losgelaufen – bis nach Cobringy ist es eine ordentliche Strecke und zielstrebig bezwinge ich die hügelige Landschaft.
Meine Laune ist schnell besser und körperlich bin ich auch fit. Der Hüftschmerz hat wieder nachgelassen und ich schiebe es auf die Flüssigkeitszufuhr, die ich erhöht habe.
Ab heute bin ich auf dem Jakobsweg unterwegs, der sich Via Lemovicensis nennt und auf dem ich noch einige Zeit bleiben werde.
Der graue Himmel bringt immer wieder kurze Schauer mit sich und ich ziehe durch viele kleine Ortschaften mit wenigen Häusern. Kühe starren mich immer wieder an, aber keine möchte sich streicheln lassen. Bis auf eine kurze Pause am Anfang, laufe ich bis 16:00 Uhr durch bis ich eine halbstündige Pause am Wegesrand einlege.
Um 17:20 Uhr schaffe ich es nach 33 Kilometern nach Corbingy und erreiche 10 Minuten vor Schluss das Rathaus. Das Zimmer ist in einem Gemeindehaus und hier stehen mehrere Betten zur Verfügungen, eine kleine Küche und die sanitären Anlagen sind auf der anderen Seite des Flurs.
Direkt kümmere ich mich um meine Unterkünfte für den morgigen Tag und versuche mich am Telefon mit französischen Wortfetzen durchzuschlagen. Es klingt so, als wäre es kein Problem und ich hoffe, ich habe mein Gegenüber richtig verstanden.
Als ich vorm Supermarkt stehe und meine Maske aufsetze, bemerke ich, dass ich den Geldbeutel vergessen habe und drehe schnell um.

Zum Abendessen gibt es Nudeln und einen kleinen Kopf Brokkoli und Möhren. Die Portion ist wieder mehr als großzügig. Früh geht es ins Bett, denn morgen klingelt der Wecker etwas eher als sonst.