Noch vor dem Weckerklingeln bin ich wach. Wetterbedingt möchte ich nicht allzu früh los. Nebenan im Rathaus gebe ich meinen Schlüssel ab und bitte freundlich darum, in der nächsten Unterkunft für mich anzurufen, um mir einen Platz zu reservieren. Dieses klappt ohne Probleme und überschwänglich bedanke ich mich.
Meine Hüfte gibt bei den ersten Schritten stichweise Schmerzen von sich. Mein Plan im Café zu frühstücken erübrigt sich, denn es hat geschlossen und so beschließe ich langsam loszulaufen. Natürlich mitten in den Regen rein…

Die Landschaft ist wunderschön und in Weingebieten zu wandern, gehört mit zu meinen liebsten Regionen.
Über viele Hügel erstrecken sich die unterschiedlich großen grünen Felder und zwischen ihnen schlängeln sich zahlreiche Straßen und Wege.
Der Wind und Regen nimmt zu und von weitem sehe ich ein Häuschen. Ich gehe davon aus, dass es verschlossen ist und freue mich, als sich die Tür doch öffnet. Ein alter Tisch und zwei Bänke erwarten mich.
Ein heißer Kaffee wärmt mich auf und ich genieße die Aussicht durch die Fensterscheiben – durch die Regentropfen hindurch auf das Weinplantage.
Der Wind ist kalt, als ich zur Tür heraus trete. Die Wolken ziehen schnell vorbei und damit mir warm wird, lege ich ein vernünftiges Lauftempo an den Tag. Am Ende eines Waldgebietes habe ich einen schönen Ausblick auf Bragelogne und schnappe mir ein paar Weintrauben und setze mich für einen Moment auf den Boden, um die Sonne zu geniessen.

Die kleinen Früchte lasse ich zwischen Zunge und Gaumen wie Mini-Wasserbomben zerplatzen. Ich erwische eine saure Traube und verziehe das Gesicht zur einer Grimasse.
„Hach wie herrlich ist es hier“, denke ich verträumt.
Beim Aufstehen sehe ich eine riesige, dunkelgraue Wolke. Schnell mache
ich mich auf zum nächsten Ort.
Der Schauer ist kurz und der Wind bringt schnelle Abwechslung in den Sonne/Wolken-Mix.

Auf den letzten 3 Kilometern ist die Sicht über die sehr weitläufige Landschaft wunderschön. Jedoch lege ich einen Zahn zu, weil eine dunkle Regenfront direkt auf mich zusteuert. Sie ist noch einige Kilometer entfernt, aber ich möchte heute nicht noch einmal nass werden .
Meine Hüfte beschwert sich ordentlich, denn der Weg nach Etourvy ist stark talwärts.
Der große Hof ist gepflegt und umgeben von schönen Backsteinhäusern. Wie abgesprochen rufe ich die Telefonnummer auf der Tür an und wenige Minuten später fährt ein Auto vor. Die nette Frau zeigt mir alles. Die Küche liegt einmal quer auf der anderen Seite, aber ich bin froh, dass es eine gibt. Das Zimmer ist sehr gepflegt, minimalistisch jedoch stimmig eingerichtet. Sie verlässt mich schnell und ich lege mich kurz aufs Bett, um mich auszuruhen. Es ist 17:00 Uhr und die 25 Kilometer waren gut zu laufen und haben mir heute landschaftlich sehr gut gefallen.
Drüben in der Küche esse und trinke ich in aller Ruhe und nutze dort das Wlan. Im Dunkeln laufe ich zurück und verkrieche mich ins warme Bett.