Der spontane Pausentag hat mir wirklich gut getan. Meine Bed&Breakfast war ein echter Glücksgriff und die Besitzerin äußerst hilfsbereit. Sie gab mir eine Liste mit Unterkünften für die nächsten sieben Etappen und sagte mir, welche momentan geschlossen haben, ebenso half sie mir für die kommenden zwei Nächte Plätze zu reservieren und ihr Haus im rustikalen, französischen Landhausstil war gemütlich und voller Liebe gestaltet.
Um 10:15 Uhr trete ich meine kurze Etappe an, der Himmel ist bewölkt, Regenschauer sind erst in ein paar Stunden angekündigt.
Der Weg führt direkt aus der Stadt Joinville und leicht bergauf zwischen Feldern entlang, die von weitem aussehen als wären sie von einer leichten Schneeschicht bedeckt. Die Täuschung wird durch große, helle Steine verursacht und der Gedanke kommt mir in den Kopf, was hier überhaupt angebaut werden kann.

Der Niederschlag der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen oder besser gesagt, ich hinterlasse tiefe Fußabdrücke im Schlamm. Der schwere Matsch bleibt großzügig an meinem Schuhprofil hängen.
Eine kurze Pause erlaube ich mir, bevor ich zügig die zweite Hälfte meiner Etappe antrete. Gegen 14:00 Uhr fängt es langsam an zu regnen. Neben einer Kuhwiese sehe ich die neugierigen Tiere zu mir her laufen. Sicherlich an die zehn von ihnen drängen sich plötzlich neben den Zaun und starren mich freundlich an.

In Ambonville komme ich nach 20 Kilometern an. Der Rucksack hängt heute schwer auf meinem Rücken, aber ansonsten bin ich überrascht, dass alles unter 25 Kilometern mittlerweile zu den kurzen Etappen zählt und verhältnismässig schnell bewältigt ist.
Hier im Dorf gibt es eine Pilgerherberge, von der ich schon einiges gelesen habe.
Neugierig öffne ich erst das Scheunentor und dann eine Schiebetür aus Glas und stehe mit einem Schritt in einer ausgebauten Wohnung.
Die Küche ist groß, eine Art Wohnzimmer mit Tischen und zwei Betten. Weiter oben finde ich weitere Schlafmöglichkeiten, einen Gebetsraum und das Badezimmer.
Diese Pilgerunterkunft ist frei für Wanderer und basierend auf Spendenbasis. Die Austattung ist außergewöhnlich gut und von den verschiedensten Lebensmitteln über Küchenutensilien über allerlei medizinischen Hilfsmittel über Bücher bis hin zu Spielen.
Ich setze mir gerade einen Tee auf, da kommt eine Frau und erklärt mir auf französisch, dass sie mir den Holzofen anzünden will. Die liebe Bernadette ist ganz reizend und schnell wieder verschwunden.

Dankbar und glücklich über diese Herberge, schlürfe ich einige Tassen Tee und geniesse die Wärme des Feuers. Ein richtig kuschliger Herbstabend zieht vorbei, bis es Zeit fürs Traumland wird.