Der spontane Pausentag hat mir sehr gut getan. Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass die Blasen an meinen Füßen nicht mehr schmerzen. Die grobe Planung der nächsten Tage und Wochen bis zu einem größeren Zwischenziel waren gestern zeitintensiv.
Ein ordentliches Frühstück stärkt mich und ich verlasse nicht nur zügig Perl, sondern auch Deutschland. Der Landeswechsel nach Frankreich ist am ehesten daran zu merken, das man mich nun mit „Bonjour“ begrüßt.
Zuerst laufe ich parallel zur Mosel bis es mich in den Wald führt. Die Steigung zieht an und ich begegne direkt Spaziergängern mit einem aggressiv wirkenden Hund. In der Hoffnung der aufgepumpte Bizeps seines Besitzers verspricht was er hält und dieser kann sein Haustier auch festhalten. Lange höre ich den Hund noch bellen.

Das Gelände wird schwieriger. Die Pfade sind eng und längere Abschnitte sind durch in die Jahre gekommene Waldtreppe geprägt. Gleichzeitig ist die Umgebung wirklich schön.
Das Corona Thema schwirrt auch heute in meinem Kopf herum. Die Schlagzeilen über unsere Nachbarland sind momentan nicht die besten.
Der Schwierigkeitsgrad wird sicherlich auch durch andere Faktoren steigen. Kommunikation und auch die kommende Jahreszeit werden mich sicherlich vor neue Herausforderungen stellen. Weder möchte ich als Tourist gelten, dem es egal erscheint, was in einem Land vorgeht und auf der anderen Seite möchte ich nicht aufgeben, nur weil es nun schwieriger wird. Beim Wandern treffe ich verhältnismässig auf wenige Menschen, also schaue ich mir die Situation selbst an, bevor ich mich durch Medien beeinflussen lasse.
Nur wenige Dörfer liegen auf meinem Weg für den heutigen Tag. Meist laufe ich wieder zwischen Feldern entlang, während fleißige Bauern, diese bearbeiten.
Mit 27°C ist es zwar warm und meist sonnig, aber trotzdem noch gut auszuhalten. Meine Motivation lässt heute sehr zu wünschen übrig, aber auch solche Tage gibt es.
Verhäuft halte ich an Zwetschgenbäumen und pflücke die leckeren Früchte. Viele sind schon an der Grenze zu verfaulen. Ebenso esse ich viele Haselnüsse, die ich aber nur mühsam mit meinen Schuhen aufbrechen kann. Meine Trailrunnerschuhe sind quasi Joggingschuhe mit sehr starkem Gummiprofil. Ich habe sie lieb gewonnen, aber von perfekten Haselnussöffnern sind sie weit entfernt.
Zwar laufe ich etwas weniger auf Asphalt, aber die Schotterpisten sind wirklich sehr grob gehalten. Einmal knicke ich erschrocken weg. Es scheint aber alles gut gegangen zu sein.
Ich biege gerade um die Ecke, da steht eine Kuh mitten auf dem Weg. Die gute scheint ausgebrochen zu sein und steht neben ihrer Herde. Sie guckt mich verdutzt an und schreitet quasi vor mir entlang. Ihre Freunde auf der anderen Zaunseite folgen ihr. Was soll ich nur tun? Sie bleibt immer wieder stehen und ich nähere mich ihr nur sehr langsam mit Gras in der Hand. Letztendlich schaffe ich es an ihr vorsichtig vorbei. Ich treffe leider auf niemanden, den ich von dem Ausreisser erzählen könnte.

Im Ort Kedange-sur-Canner mache ich einen kurzem Umweg zum Friedhof, und fülle meine Wasserflaschen auf.
Es wird langsam, aber sicher Zeit einen Platz für mein Zelt zu finden. Hier herrscht leider ein Unterkünftemangel und den Preis für das einzige Hotel in der Umgebung ist mir zu hoch angesetzt.
Viele große Gärten gibt es hier und viele herunter gezogene Jalousie. Als wäre der halbe Ort im Urlaub. Hinter Houmburg-Budange werde ich fündig. Neben einer wenig befahrenen Straße ist eine große Wiese an einem See und hinter den großen Hecken kann man mich von der Straße nicht sehen.
Die Zeltsuche ist noch sehr neu für mich. Zwar habe ich mich belesen was geeignete Orte sind, aber ganz sicher fühle ich mich noch nicht. Für den Anfang ist mir so ein Ort dann doch lieber als der Wald.

Kurz nach dem Zeltaufbau geht die Sonne unter und der wunderschöne Sonnenuntergang ist zu bewundern.
Kurz danach sehe ich auch schon den Neumond und die dünne Sichel sieht beeindruckend filigran aus.
Müde, aber glücklich wird es Zeit zum Schlafen.