Die kalte Nacht hängt mir noch nach, als ich morgens um 7 Uhr aufwache. Ich stoße erstmal mit dem Kopf gegen die klatschnasse Zeltwand, die durch Kondensation entstanden ist. In meiner Müdigkeit am Vorabend hatte ich vergessen einen Wecker zu stellen. Der Helge ist schon aufgestanden und kurz vor dem Losradeln. Er hinterlässt mir noch drei Zeltheringe, da ich ihm erzählt hatte, mittlerweile nur noch einen als Ersatz zu haben.
Mit so viel Nettigkeit kann ich so verschlafen gar nicht umgehen, freue mich aber sehr über die rubinroten Heringe.

In Ruhe gibt es Porridge und heißen Kaffee als wärmendes Frühstück. Gemütlich sitzend und halb im Schlafsack, geniesse ich die Sicht auf den Turm und erledige fix am Handy einige Dinge. Bis alles zusammen gepackt ist, zeigt die Uhr 09:30 Uhr an. Höchste Zeit zum Loslaufen.

Der Morgen zeigt sich von seiner besten Seite und die Sonne strahlt fröhlich vor sich hin. Am Hengsteysee entlang bewundere ich das glitzender Wasser. Der Gewässer ist sehr lang gezogen und ich laufe dieses einmal der Länge nach ab. Viele Fahrradfahrer und Spaziergänger sind an diesem schönen Morgen unterwegs.

Über eine Fußgängerbrücke überquere ich den See und laufe in den Ort Herdecke. Die kleinen gepflegten Fachwerkhäuser sorgen für eine schöne Atmosphäre. Bei einem Bäcker gibt es einen zweiten Kaffee und passend zur Jahreszeit darf es ein Stück Pflaumenkuchen sein. Im Supermarkt fix Proviant eingekauft und wieder über eine Brücke diesmal direkt in den Wald hinein. Auf einem schmalen Pfad geht es steil bergauf und mündet in eine lange Treppe. Das Waldstück ist wunderschön und zieht sich immer weiter. Allerdings ist die Wegesmarkierung nicht immer ganz eindeutig und so laufe ich mindestens drei Mal in die falsche Richtung. Das ist heute wirklich sehr ermüdend, da es stets auf und ab geht. Am frühen Nachmittag merke ich wie schlecht ich in der Zeit liege und gebe mehr Gas.

Durch den Ortsteil Haspe Hagen durch und wieder hoch in den Wald. Um 17:15 Uhr treffe ich in Grevelsberg wie verabredet auf den Besitzer meiner heutigen Unterkunft. Seine Frau begrüßt mich mit den Worten „Sie sind ja noch so jung, haben Sie gerade ihr Abitur gemacht?“ Grinsed verrate ich ihr, dass ich etwas älter bin…
Die beiden betreiben das Pilgerzimmer in Grevelsberg. Dieses befindet sich ein Stück weiter und nach knapp 3 Minuten Autofahrt sind wir schon da. Der freundliche Mann zeigt mir noch die nächsten Einkaufsmöglichkeiten und gibt mir eine kleine Geschichtskunde.
Ein kleines gemütliches Zimmer mit Küchenzeile und Bad neben der Liebfrauenkirche. Ich bin ganz begeistert und freue mich sehr nach den heutigen 28 Kilometern hier alleine einzukehren.
Ein kurzer Einkauf im Biomarkt nebenan, gefolgt von einer heißen Dusche und der Abend kann mit einem leckeren Abendessen enden.