Tag 1 – stürmische erste Etappe

Der Regen trommelt leise auf mein Dachgeschossfenster. Ich gebe zu das meine Motivation am frühen Morgen dadurch nicht besonders steigt. Nach wenigen Stunden Schlaf stehe ich langsam auf. Die letzten Erledigungen in der Wohnung, ein Frühstück, welches ich kaum hinunter bekomme, und schon stehe ich um 8 Uhr mit gepackten Rucksack vorm Haus. Ich blicke mich noch einmal um und sehe meine Nachbarin mir aus dem Fenster zuwinken.
Der Weg in die Innenstadt fühlt sich gar nicht mal so schlecht an, auch wenn ich nicht das Gefühl habe, voran zu kommen. Nach knapp 40 Minuten hält ein Auto neben mir an der Straße.  „Fährst du jetzt zum Flughafen? Welchen Jakobsweg willst du denn gehen?“, fragt die junge Frau freudestrahlend. Sie hat mich an meiner Jakobsmuschel am Rucksack erkannt. „Nein nein, ich laufe gerade in Bielefeld los und schaue mal wie weit ich komme.“, lautet meine zögerliche Antwort. Sie ist ganz aufgeregt und wünscht mir „Buen Camino“. Dieser Spruch hat beim Pilgern eine besondere Beudetung und heißt übersetzt „Guten Weg“. Die wunderbare kurze Begegnung trifft mich ganz unerwartet und zaubert mir ein großes Grinsen ins Gesicht.

Wegmarkierung in der Bielefelder Alstadt

In der Bielefelder Alstadt erreiche ich die Nikolaikirche, an dem der Jakobsweg offiziell vorbeiführt und ich die erste Wegeskennzeichnung entdecke. Die gelbe Muschel auf blauem Hintergrund leuchtet mich an diesem grauen Tag deutlich an.
Mit meiner guten Freundin Lisa trinke ich zusammen einen letzten leckeren Kaffee. In dem Café habe ich vor kurzem gearbeitet und ich verabschiede mich auch von ein paar meiner ehemaligen Kollegen.


Um 09:30 Uhr will ich mich auf den Weg machen und Lisa bringt mich lieberweise noch ein paar Meter. Die Verabschiedung fällt schwer, ist aber unumgänglich.

Bye bye Sparrenburg


Das Wetter wird immer ungemütlicher und so hole ich meinen riesigen Poncho aus dem Rucksack. Ich sehe absolut lächerlich aus, aber ich habe nicht vor einen Schönheitspreis zu gewinnen.
Der Hügel zur bekannten Sparrenburg zieht kurz an und führt mich auf der anderen Seite durch den Ortsteil Bethel.
Ein sehr süßlicher Duft steigt mir in die Nase… riecht das hier etwa nach Pudding? Ich realisiere die Dr. Oetker Fabrik neben mir und atme nochmal tiiiief ein. Herrlich.

Weiter geht es hinein in den Teutoburger Wald, vorbei an der Klosteruine und an dem Vorort Quelle.
Es regnet durchgehend weiter und kurz vor Steinhagen nutze ich Unterschlupf in einer Bushaltestelle.
Die Wegesmarkierungen waren bisher erstaunlich gut, aber leider ändert sich dies in Steinhagen und es kostet mich viel Zeit aus der kleinen Stadt heraus zu finden.
Als ich endlich die gelbe Muschel außerhalb wiedersehe und ihm folge, muss ich festellen, das dies ein massiver Umweg in den nächsten Ort ist. Ich sehne mich nach einer Pause, denn der Wind wird immer stärker. Kurz vor Brockhausen komme ich an einer großen Weide mit 7 hübschen Pferden vorbei. Die Tiere schauen neugierig in meine Richtung und auf einmal fängt die kleine Herde an, in vollem Gallopp eine große Runde über die Koppel zu sausen. Sie bleiben nach 20 Sekunden stehen, starren mich wieder an und kurze Zeit später düsen sie wieder über das Gras. Dieses Schauspiel geht gute 10 Minuten so weiter, bis ich ihnen zum Schluss zu winke und endlich den nächsten Ort erreiche.
Die merkwürdige Begegenung stimmt mich freudig und in der nächsten Bushaltestelle genehmige ich mir meine Mittagspause.


Mit schweren Beinen trete ich die letzten 8 Kilometer an. Der Regen hat nachgelassen, jedoch zeigen sich die vorausgesagten Sturmböen mit voller Kraft und ich beobachte achtsam jeden Baum, den ich passiere.

kurz vor Marienfeld


Um 16:30 Uhr erreiche ich nach knapp 29km das Kloster Marienfeld und bin bei diesem Wetter heilfroh ein Zimmer reserviert zu haben.
Wetterbedingt habe ich wenige Pausen gemacht und gönne meinem Körper ein Nickerchen.
Duschen, Abendessen und Blogeintrag schreiben sind bis 21:00 Uhr erledigt und ich falle früh ins Bett, um viel Ruhe für meine zweite Etappe zu finden.

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