Donnerstag, 08.03.2018
Ein weiterer grandioser sonniger Tag steht an. Eigentlich wollte ich früh los, aber aufgrund meines Visums habe ich ein paar Sachen zu erledigen. Ich schaue kurz im Info-Center vorbei und erkundige mich, ob mein „Wunsch-“ Wanderweg frei ist. Ich kriege grünes Licht und fahre zu meinem Ausgangspunkt. Um 10:00 Uhr starte ich vom Parkplatz. Zum eigentlichen Beginn laufe ich 20 Minuten und starte den Alex Knob Wanderweg, dieser verspricht 17,1 Kilometer und großartige Blicke auf den Franz Josef Gletscher. Er beginnt auf einem Schotterweg und biegt irgendwann in einen kleinen Waldweg bergauf. Der Wald wird dichter, die Sonne ist kaum noch zu sehen.
Der regenwaldartige Umgebung ist wie immer wunderschön. Einmal wieder habe ich das Gefühl in einem Märchenwald zu sein. Als erstes komme ich am Rata Lookout an und hier ist die Aussicht schon nicht schlecht.

Weiter geht es bergauf, es wird anstrengender, immer wieder geht es über große Steine und Felsen. Ich wurde vorgewarnt, ein paar Bäume sind frisch beim Zyklon vor 2 Wochen umgefallen. Aber auch ein paar alte riesige Bäume gibt es zu überqueren, ähh… ich meine unterqeren. Tatsächlich läuft man unter ihnen entlang. Die moosüberzogenen Stämme ergeben eine starke Atmosphäre.

Als nächstes erreiche ich das Christmas Lookout, bei dem ich eine Pause mache und auf ein paar Leute treffen. Verhältnismäßig ist der Weg aber sehr ruhig. Ich schätze auf 50 Menschen, die diesen am heutige Donnerstag laufen. Die kürzeren nahe des Gletschers laufen heute sicherlich ein paar Tausend.
Es geht weiter kontinuirlich bergauf, ich komme richtig ins Schwitzen. Als ich meinen Rucksack zwischenzeitig abnehme und ihn in die Sonne legen, kann ich das Verdunsten meines Schweißes sehen- eine Mini Dunstwolke steigt auf. Die Sonne hat eine unglaublich Kraft und ist niemals zu unterschätzen in Neuseeland.
Irgendwann holt mich der Franzose Valerian ein und gemeinsam laufen wir zur Spitze. Der Bäume werden weniger, bis wir durch eine Art Feld laufen. Vollkommen aus der Puste komme ich oben an. Ich lege mich erstmal ins hohe Gras und brauche ein paar Minuten, bis sich mein Puls beruhigt.

Eine ganze Weile sitze ich einfach nur da und genieße die gigantische Aussicht. Vor uns liegt der riesige Franz Josef Gletscher, um ihn herum eine Berglandschaft (unter anderem Mt. Cook- der höchte Berg Neuseelands). Der Gletscher ist ca. 10 Kilometer lang und irgendwie wirkt er gar nicht soo groß. Wenn man allerdings die im minutentakt fliegenden Helikopter beobachtet, die wie winzige Spinnen wirken, die eine Wand hochlaufen, wird einem die Relation bewusst.

Der Fluss fließend in Richtung Tal und dem kleinem touristischem Ort und in der Entfernung das azurblaue Meer, abgegrenzt vom Land durch ein paar helle Strände – Hallo Westküste, du Schönheit.

Die pralle Sonne ist sehr heiß, aber als mein Körper sich reguliert hat, genieße ich ihre Wärme. Ein solcher Tag lässt mich alle Regentage der letzten Woche vergessen. Eine ganze Stunde verbringe ich auf der Spitze, bis ich mich mit Valerian langsam wieder auf den Rückweg mache. Dreimal erkläre ich dem Franzosen, dass er wirklich nicht auf mich warten soll. Wer mich kennt, der weiß, berg runter ist nicht meine Stärke. Er entscheidet sich also voraus zu laufen und langsam gehe ich los.
Meine Knie melden sich schon am Anfang, aber ich zügele mein Tempo und schleiche den Pfad nach unten. Im Wald ist es herrlich kühl. Der Rückweg fühlt sich sehr lang an. Hoch habe ich um die 3 Stunden gebraucht. Runter werden es eher 3 1/2 Stunden. Von etlichen Leuten werde ich überholt. Dies stört mich jedoch nicht. Jeder hat seine eigene Geschwindigkeit und meine ist nunmal die einer Schnecke. 😀

Ich werde langsam müde, versuche meine Konzentration aber aufrecht zu erhalten, um nicht umzuknicken. Eine Stunde vor dem Autopark treffe ich auf Sonja. Die deutsche wirkt erschöpft und ich biete ihr an, zusammen zu gehen. Es ist ihre erste richtige Wanderung und sie wusste nicht genau, was sie erwartet.
Nach einer gefühten Ewigkeit erreichen wir mein Auto um 18:30 Uhr. Ich nehme sie zurück zu ihrem Hostel und zurück auf dem Campingplatz erfreue ich mich sehr an einer heißen Dusche. Der Weg war zum Teil recht matschig und meine Beine sehen dementsprechend aus.
Müde esse ich in einem Restaurant zu Abend und schreibe über meinen Tag und gegen 22:00 Uhr falle ich in mein kuscheliges Bett.