Trampen – soll ich, oder nicht?

Donnerstag, 23.02.2017

Nach dem Aufwachen ist es schwer für mich, mein Bett zu verlassen, aber um kurz nach 07:00Uhr raffe ich mich auf. Frühstücken, Rucksack packen, nächstes Hostel buchen. Ich möchte heute weiterreisen, und zwar habe ich mir ein nettes Hostel in Whitianga ausgesucht. Nun, jetzt stellt sich die Frage, wie ich dieses erreichen möchte.

Die Fortbewegungsmöglichkeiten eines typischen Backpackers beschränken sich auf:
⦁    Bus
⦁    Auto kaufen / mieten / jemanden kennen, der eines hat und mitfahren
⦁    trampen
Mit dem Bus zu reisen, ist eher teuer und man verpasst definitiv viele Orte.
Ein Auto würde ich mir eigentlich gerne kaufen, warte aber aus verschiedenen Gründen ein paar Wochen. Letztere Option ist in Neuseeland im Gegensatz zu anderen Ländern recht üblich. Ich habe viele Tramper schon gesehen, und wen man auch fragt, erfahrene Backpacker oder auch die Neuseeländer, Neuseeland gilt als einer der sichersten Länder der Welt.
Für alle, die sich zu große Sorgen machen, um sich die kleine Aileen beim Trampen vorzustellen, endet dieser Eintrag nun hier 🙂

Zu Trampen kam für mich bisher noch nie in Frage, allerdings durch all die vielen positiven Erzählungen, wurde ich neugierig. Ich bin hier, um neue Dinge auszuprobieren und zu erleben. Also warum nicht?
So geht es für mich um 09:00Uhr voll bepackt mit beiden Rucksäcken und beschriebenen Kartonstücken zur Straße, die Richtung Auckland führt und ich suche mir einen guten Platz. Dort lege ich meine Rucksäcke ab und nehme mein erstes Schild auf dem „South“ (=Süden) beschrieben steht. Minimale Nervösität mit positiver dezenter Aufregung vermischt sich. So stehe ich lächelnd keine 10 Minuten auf dem Bürgersteig, bis der nette Neuseeländer „Dan“, mittleren Alters, anhält. „I drive to Tauranga“, sagt er mit seinem Akzent. Wow, für den Beginn ist das super, denn so kann er mich ein ganz schönes Stück mitnehmen.

So verlasse ich Whangarei in Richtung Auckland und versuche ein Gespräch mit Dan anzufangen. Dies startet eher holprig, sein starker Akzenz bringt mich dazu, öfter nachzufragen als mir lieb ist. Dennoch kann ich einiges in Erfahrung bringen und lerne mehr über Neuseeland. Dan arbeitet für eine Firma, die u.a. Straßen repariert und sein Auto ist quasi sein Büro, mit dem er auf der Nord- und Südinsel sehr viel unterwegs ist, da er mit vielen unterschiedlichen Menschen Angebote und ähnliches machen muss.
So nimmt Dan mich mit, vorbei an vielen kleinen Dörfern, durch Auckland hindurch und setzt mich insgesamt nach ca. 4 Stunden kurz vor Thames ab.
Nun ist es Zeit für mein zweites Schild „Whitianga“, dort wo ich heute ankommen möchte. Die Sonne ist heiß und ich stehe wirklich keine Minute an der Straße, bis mich Hugh aufpickt. Der Neuseeländer ist schätzungsweise zwischen 60 und 70 Jahrren, wohnt in Auckland und ist auf dem Weg zu seiner Strandwohnung. Der Gute ist sehr gesprächig und sein Englisch deutlich „klarer“. Es macht großen Spaß mich mit ihm zu unterhalten und auch er erklärt mir einiges über sein Land.
Wir fahren direkt neben dem Meer entlang, links das Wasser, rechts dichter Wald. Der Ozean ist wunderschön, und hier eher ein klares Türkis. Kilometer lange leere Strände lassen mich staunen. Irgendwann jedoch fahren wir mehr ins Landesinnere, über drei kleine Berge hinweg. Die Sicht ist atemberaubend und Hugh hält von sich aus an, um mir kurz Zeit zu gewähren ein paar Fotos zu knipsen.

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großartige Aussicht auf dem Weg nach Whitianga

Er lässt mich 30 Minuten vor Whitianga aus dem Auto, da er nun abbiegen muss zu seinem Strandhaus. Zwischenzeitlich bin ich nervös geworden, da ich beim Checken meiner Emails keine Bestätigung des Hostels bekommen habe. Ich rufe fix dort an, kein freies Bett mehr frei für die Nacht. Oh mist. Und nun? Darüber habe ich keine Zeit nachzudenken, denn keine 5 Minuten später hält ein Autos mit drei bezaubernden älteren Damen (geschätzt zwischen 70 und 80 Jahren). Zwei von ihnen kommen aus England, eine ist Neuseeländerin. In herrlichem britischem Akzent nehmen sich mich herzlich in ihr Auto auf. Die drei sind wirklich zuckersüß und ich bin hin und weg. Sie nehmen mich bis Whitianga mit und setzten mich sogar an einem Hostel raus, wo ich vorhin eigentlich anrufen wollte, um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Nun, jetzt bin ich hier. Ich verabschiede mich von den Damen, die mit ihren eher schicken Kleidern und großen Hüten mir alles Gute für die weitere Reise wünschen.
Aber was ist nun mit dem Hostel? Haben sie noch ein Bett für mich? Wo doch alles zurzeit so ausgebucht ist. Es hilft letztendlich nichts, sich den Kopf zu zerbrechen, also schnell zum buntbemalten Hostel und nachfragen. Sehr nett werde ich von der Besitzerin empfangen, und der Tag ist nun wirklich großartig, als sie mir mein Bett in einem schönem, verwinkeltem 12-Bettzimmer zeigt, und jetzt kommt das wirklich geniale: Mein Bett hat eine Aussicht aufs Meer, dass sich einfach gegenüber der Straßenseite befindet. Ich lerne Josi in meinem Zimmer kennen, die sich sichtlich über meine viel-zu-gute Laune amüsiert.
Es ist gerade mal 15:00Uhr, somit bin ich …. in 6 Stunden getrampt. Unfassbar.
Noch mehr freue ich mich über mein übrig gebliebenes Essen von gestern, dass ich hungrig mit Aussicht aufs Meer verspeise. Ich lerne neben Josi weitere Deutsche kennen: Marian, Mareike und Nina.
Nina ist in Besitz eines Autos, und Josi und ich fahren mit zum Warehouse und zum Supermarkt. Im Anschluss nehme ich eine Dusche und frage in der Küche, ob mich jemand für einen Strandspaziergang begleiten will. Marian und Josi schließen sich mir an und wir kreuzen die Straße und sind direkt am Sandstrand. Die Wellen wirken gar nicht mal so klein und das Meer gibt rauschende Laute von sich. Barfuß fühlt sich der Sand mit all seinen schönen Muscheln toll an und das Wasser an Füßen und Beinen ist herrlich erfrischend.

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Zurück in unserer Unterkunft koche ich zum Abendessen und geniesse beim Abtippen diesen Textes unser ruhiges Zimmer und lausche nebenbei dem Rauschen des Ozeanes.

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